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Stehen Events an, kann die Erholungszeit für Köche und Kellner auch nur acht Stunden betragen. Die Gewerkschaft sieht eine zusätzliche Belastung.

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Steil führt die Bergstraße hinauf in das beschauliche St. Christoph in Tirol. Zwar stehen die Schlepplifte derzeit still, Florian Werner hat trotzdem genug zu tun. "Bis zu 60 Stunden bin ich als Gastronom pro Woche beschäftigt", sagt der Leiter des Arlberg-Hospizes im Ort. Hochzeiten, Geburtstage und Kongresse müssen in dem Hotel vorbereitet werden. Auch die Mitarbeiter stehen dann länger im Einsatz.

Für Hoteliers wie Werner hat die Regierung jetzt ein Zuckerl parat: Denn die neuen Arbeitszeitregelungen sehen neben dem Zwölfstundentag auch Besonderheiten für den Tourismus vor: Statt wie bisher nur in Saisonbetrieben möglich, soll künftig das ganzjährige Hotel- und Gastgewerbe die Ruhezeiten der Mitarbeiter verkürzen dürfen, und zwar von derzeit elf auf acht Stunden. Dies betrifft den sogenannten geteilten Dienst, bei dem mindestens drei Stunden Ruhepause zwischen den Arbeitszeiten gemacht wird. Das Ziel: Die Betriebe sollen flexibler werden und anfallende Arbeit besser abdecken können.

Geblockte Freizeit

"Wenn die Gäste am Abend noch was trinken wollen, kann ich meinen Mitarbeitern auch nicht sagen, sie können jetzt nach Hause gehen. Zwölf Stunden kann ich aber trotzdem nicht jeden einsetzen, dazu fehlen uns die Aufträge", sagt Werner.

Die Gewerkschaft rechnet den Arbeitstag der Mitarbeiter folgendermaßen vor: Arbeitsbeginn um 6:30 Früh, bis 10:30 das Frühstücksbuffet aufbauen und die Gäste bedienen. Dann ein paar Stunden Pause, bei dem je nach Wohnort die Fahrzeit berücksichtigt werden muss, von 18:00 bis 22:30 wieder für den Abenddienst beschäftigt. Am nächsten Tag wieder Arbeitsbeginn um 6:30. Viel Zeit für Familie, Freizeit und Erholung bleibe da nicht.

Die längeren Arbeitstage und kürzeren Erholungspausen seien, wie bisher nur in Saisonbetriebe angewandt, laut Gewerkschaft teilweise sinnvoll gewesen: Etwa, wenn Arbeitnehmer nahe am Betrieb wohnen und dann mit geblockten Freizeitphasen mehr anfangen können als mit den regulären täglichen Ruhezeiten. Werden die Freizeitblöcke am Ende der Saison konsumiert, könne die Zeit der Saisonarbeitslosigkeit verkürzt werden.

Mangelndes Personal

Diese Arbeitszeiten auf alle Tourismusbetriebe anzuwenden, würde aber dazu betragen, den Fachkräftemangel zu verschärfen, weil die Branche für Arbeitnehmer noch unattraktiver werde, so die Gewerkschaft.

Tatsächlich klagen Hoteliers und Gastwirte schon jetzt regelmäßig über fehlendes Personal: Knapp ein Drittel der Betriebe musste deshalb das Angebot bereits reduzieren, manche gar einen Teil des Betriebes schließen, heißt es in einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte und der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV). Besonders stark seien Vorarlberg und Tirol betroffen.

Mehr Arbeit für mehr Pause

Laut Michaela Reitterer, Präsidentin der ÖHV, liegt der Spielraum nicht bei den Betrieben: "Die Hoteliers können es sich nicht erlauben, die Mitarbeiter auszunutzen, denn sie brauchen das Personal." Viele Mitarbeiter würden es bevorzugen, länger zu arbeiten, um dann länger Pause zu haben. "Wenn bei Hochzeiten jeder nach zehn Stunden Schluss machen würde, wäre in Österreich niemand verheiratet."

Die Gewerkschaft sieht es anders: Demnach liege es vor allem in der Hand der Betriebe, für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen. Dann würden am Ende auch wieder mehr Mitarbeiter in die Branche einsteigen. (Jakob Pallinger, 7.7.2018)