Tirols AK-Präsident Erwin Zangerl (ÖVP) und Sebastian Kurz werden wohl keine Freunde mehr.

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Innsbruck – Auf den Österreichseiten der am Donnerstag erscheinenden deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" greift der Tiroler AK-Präsident Erwin Zangerl (ÖVP) Bundeskanzler Sebastian Kurz und die türkise Bundes-ÖVP erneut frontal an. Der widerspenstige Tiroler hat mit seiner Kritik am Parteichef zwar noch nie hinter den Berg gehalten, aber die Vorwürfe erreichen nun eine neue Qualität.

Die Tiroler AK-Delegation bei der Demo gegen die Regierungspolitik am vergangenen Samstag. Die Idee dazu stammte von Zangerl.

Zangerl sieht sich selbst als "sozialen Schwarzen", wie er gegenüber der "Zeit" erklärt. Mit einem T-Shirt, das diese Aufschrift trug, demonstrierte er am vergangenen Samstag sogar in Wien mit, als fast 100.000 Menschen gegen die Politik der aktuellen Bundesregierung auf die Straße gingen. Als Grund für seine Teilnahme nennt er folgenden: "Diese Regierung ist eine PR-Agentur. Aus der schwarzen ÖVP wurde eine unsoziale türkise Partei."

In Tirol wird die Arbeiterkammer von jeher von der ÖVP dominiert. Dass die Präsidenten aber nicht immer mit der Mutterpartei auf einer Linie sind, hat ebenfalls Tradition. Zangerls Vorgänger war Fritz Dinkhauser, der 2008 aus der Partei ausgetreten war und seine eigene gegründet hatte, die nach wie vor im Tiroler Landtag sowie im Innsbrucker Gemeinderat vertreten ist.

Bundes-ÖVP "sektenartig strukturiert"

Doch Zangerls offener Widerstand gegen die Politik von Bundesparteichef Sebastian Kurz hat eine neue Qualität. Er unterstellt den "Türkisen" einen parteiinternen Putsch: "Die türkisen Putschisten sitzen nun an der Spitze und bezahlen mit Zinsen an die Großsponsoren und die Industriellenvereinigung zurück, was die ihnen im Wahlkampf gespendet haben. Das gab es früher in diesem Ausmaß nicht, das ist demokratiegefährdend."

Für die türkisen Abgeordneten im Parlament hat er wiederum nur Mitleid übrig, weil die Partei Druck auf sie ausübe, wie Zangerl behauptet: "Die Abgeordneten werden nicht informiert, deshalb will ich sie gar nicht kritisieren, die tun mir leid. Diese Regierung hat sich sektenartig strukturiert. Ein kleiner Kreis entscheidet, und der Rest wird dumm gehalten. Das hat diktatorische Züge, das ist erschütternd." (Steffen Arora, 4.7.2018)