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Matchwinner.

Foto: REUTERS/JASON CAIRNDUFF

Das Achtelfinale der Außenseiter versprach viel, nur nicht die hohe Schule des Angriffsfußballs. Die Schweden, Sensationssieger der Gruppe F mit Deutschland, kamen immerhin nach einem 3:0 über Mexiko mit breiter Brust nach Sankt Petersburg. Die Schweizer, nach dem von üblen Nebengeräuschen begleiteten Sieg über Serbien beim 2:2 gegen Costa Rica nicht überzeugend und Zweite der Brasilien-Gruppe E, hatten Besserung und den ersten Viertelfinaleinzug seit der Heim-WM 1954 gelobt.

Die Routiniers Stephan Lichtsteiner und Fabian Schär konnten wegen Gelbsperren allerdings nicht mithelfen, bei den Schweden fehlte Sebastian Larsson ebenfalls wegen einer Sperre.Entgegen der Erwartungen kamen die beiden Teams recht schwungvoll in die Partie, besser aber noch die Schweden, die mit einem Schuss von Marcus Berg erstmals Gefahr erzeugten (8.). Nur eine Minute später prüfte der Schweizer Goalie Yann Sommer mit einem missglückten Abschlag die Nerven seiner Abwehr, Manuel Akanji blockte einen Schuss von Berg, Albin Ekdal setzte den Nachschuss über das Tor.

Befreiung

Erst nach einer Viertelstunde konnte sich die Nati langsam befreien, immer wieder gab Xherdan Shaqiri den Knotenlöser. Die bis dahin beste Gelegenheit musste allerdings Sommer bei einem Schuss von Berg zunichtemachen (28.). Unentschieden ging es in die Pause, weil hüben Blerim Dzemaili nach Vorlage von Steven Zuber völlig freistehend übers Tor schoss (38.) und drüben Ekdal volley das Tor aus kurzer Distanz verfehlte (41.).

Aus der Pause kamen dann die Schweizer etwas besser – angetrieben von Shaqiri und nur kurz erschreckt durch einen gefährlichen Schuss von Ola Toivonen (48.). Einen Schuss Shaqiris konnte Schwedens Goalie Robin Olsen nur kurz wegschlagen, der zweite Versuch, eher eine Flanke von Ricardo Rodriguez, wurde jedoch abgeblockt (52.). Den Schweizer Coach Vladimir Petković brachte aber mehr eine Gelbe Karte gegen seinen Ersatzkapitäns Valon Behrami in Wallung, der sich damit für ein allfälliges Viertelfinale aus dem Verkehr zog und in der Folge mit weiterem Einsteigen am Rande des Ausschlusses spazierte.

Forsberg und Akanji

In dieser Sache belästigte Schwedens Trainer Janne Andersson, in jedem Spiel auf 180, den vierten Offiziellen nachdrücklich.Auf dem Feld gelang nur noch wenig Erbauliches, intensiv betriebene Fehlervermeidung führte zu weitgehender Neutralisierung. Mitten hinein in die Vorahnung einer Verlängerung fasste sich Emil Forsberg nach Zuspiel von Toivonen ein Herz, zog aus rund 17 Metern ab und traf Verteidiger Akanji derart günstig, dass Sommer geschlagen war (66.).Nun war es an den Schweizern, mehr zu riskieren.

Petković setzte zwei Zeichen, brachte Haris Seferovic und Breel Embolo für Zuber und Dzemaili. Shaqiri und Kollegen bauten zusehends Druck auf, richtig Gefahr gab’s erstmals aber nach einer Ecke Shaqiris. Embolo kam gegen die schwedischen Hünen mit dem Kopf an den Ball, den Forsberg noch vor Goalie Olsen und der Linie erwischte, Kapitän Andreas Granqvist putzte aus (80.). Die Schweden igelten sich in der Schlussphase wie schon gegen Deutschland komplett ein. Eine feine Flanke von Rodriguez fand zwar den Kopf von Seferovic, Goalie Olsen blieb aber sicher (92.).

In den letzten Sekunden war nur noch Schweizer Verzweiflung, komplett war sie, als Michael Lang den alleine aufs Tor zulaufenden Martin Olsson regelwidrig vom Ball trennte. Die Rote Karte war korrekt, die Elferentscheidung nahm Referee Damir Skomina aus Slowenien nach dem Videostudium aber zurück. Der Freistoß durch Toivonen brachte nichts ein, Schweden jubelte trotzdem sehr. (Sigi Lützow, 3.7.2018)

Fußball-WM in Russland, Achtelfinale:

Schweden – Schweiz 1:0 (0:0).
St. Petersburg, St.-Petersburg-Stadion, 64.042, SR Skomina/SLO.

Tor: 1:0 (66.) Forsberg

Schweden: Olsen – Lustig (82. Krafth), Lindelöf, Granqvist, Augustinsson – Claesson, Svensson, Ekdal, Forsberg (82. Olsson) – Toivonen, Berg (90. Thelin)

Schweiz: Sommer – Lang, Djourou, Akanji, Rodriguez – Behrami, Xhaka – Shaqiri, Dzemaili (73. Seferovic), Zuber (73. Embolo) – Drmic

Gelbe Karten: Lustig (im Viertelfinale gesperrt) bzw. Xhaka, Behrami
Rote Karte: Lang (94./ Notbremse)

Stimmen

Janne Andersson (Trainer Schweden): "Wir haben ein exzellentes Team. Ich bin so glücklich, dass sich das in den Resultaten auswirkt. Wir wissen, wir sind ein gutes Team, wir haben Erfolg und wir konzentrieren uns auf unser Spiel. Ich nehme die Emotionen heute noch nicht auf, ich bin bereits auf die nächste Aufgabe fokussiert."

Robin Olsen (Schweden-Tormann): "Wir wussten, dass es schwierig und ein hartes Spiel werden würde. Die Schweiz hat eine starke Mannschaft mit guten individuellen Spielern. Aber wir haben an uns geglaubt und wussten, dass wir in Form sind. Es ist wirklich wunderbar, hier ins Viertelfinale eingezogen zu sein."

Emil Forsberg (Torschütze): "Es war wunderbar, wir haben nicht viele Möglichkeiten bekommen. Zu sehen, was wir erreicht haben, ist wirklich wunderbar. Ich hoffe, in Schweden ist jeder stolz auf uns. Wir haben so viel Vertrauen in das, was wir tun. Wenn wir das machen, was wir können, können wir wirklich gut sein."

Vladimir Petkovic (Trainer Schweiz): "Wir spielten in Ballbesitz mit zu wenig Tempo. In der zweiten Halbzeit erhöhten wir das Tempo. Aber im Abschluss fehlte der letzte Zwick. Wir gratulieren den Schweden. Sie haben mit hohen Bällen immer wieder Chancen provoziert. Auf unserer Seite fehlten mir die Emotionen. Warum die Emotionen fehlten, ist im ersten Moment nicht einfach zu erklären. Natürlich hängt das auch mit dem Gegner zusammen. Vielleicht hatten wir Angst (vor der Niederlage). Wir spielten zu unpräzise, und es gelang uns bis zuletzt nicht, die Emotionen zu finden. Ob wir versagt haben? Ich denke nicht. Aber die Partie lief für uns nicht günstig."

Johan Djourou (Spieler Schweiz): "Es ist eine große Enttäuschung. Wir haben alles probiert und hatten genug Chancen, etwas zu machen, aber es hat wieder nicht gereicht. Es ist schwer zu akzeptieren. Das Tor war leider ein abgefälschter Schuss, das muss man akzeptieren, aber es ist ganz bitter. Ich denke, die bessere Mannschaft ist ausgeschieden. Wir haben besser gespielt, wir waren stabil in den Zweikämpfen. Aber manchmal ist Fußball so."