Am Praterstern gilt seit Ende April ein Alkoholverbot. Im ersten Monat wurden 411 Personen abgemahnt, 78 Anzeigen erstattet. Dazu kamen elf Organmandate, 50 Euro sind in diesem Fall fällig.

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Wien – Es war eine Premiere für Wien: Erstmals wurde Ende April ein Alkoholverbot für einen öffentlichen Platz in der Bundeshauptstadt erlassen. Von der Zone umfasst ist das Areal rund um den Verkehrsknotenpunkt Praterstern sowie den angrenzenden Park Venediger Au. Das Verbot setzte der damals noch designierte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) durch.

"Überall dort, wo es Sinn ergibt, werden wir es machen", sagte Ludwig dann bei seinem ersten Termin als gewählter Bürgermeister am 25. Mai in seinem Heimatbezirk Floridsdorf. Der dortige Bezirkschef Georg Papai (SPÖ) hatte zuvor ebenfalls auf ein Alkoholverbot auf dem Franz-Jonas-Platz beim Bahnhof Floridsdorf gedrängt.

Papai: "Forderung bleibt aufrecht"

"Die Forderung für ein Alkoholverbot in Floridsdorf bleibt aufrecht", sagte Papai am Dienstag dem STANDARD. Die Alkoholproblemgruppe rund um den Platz bezifferte er mit "20 bis 25 Personen". Papai befürchtet zudem Verdrängungseffekte der Praterstern-Szene in den 21. Bezirk, schließlich ist der Bahnhof Floridsdorf nur drei S-Bahn-Stationen vom Praterstern entfernt.

Laut dem aktuellen Monitoringbericht der vor Ort tätigen Sozialarbeiter hätten sich aber bis dato keine Problemgruppen dauerhaft auf dem Franz-Jonas-Platz festgesetzt. In Floridsdorf habe man aber auch das Engagement der Sozialarbeit und der Polizei merkbar ausgeweitet, sagte Papai.

Die Situation auf dem Franz-Jonas-Platz bezeichnete er als "nicht gut". Anrainer und Passanten würden schon jetzt teilweise von einem "Angstraum" sprechen. Bürgermeister Ludwig hatte angekündigt, das Pilotprojekt Alkoholverbot am Praterstern nach einem Jahr zu evaluieren. Papai: "Ich gehe aber nicht davon aus, dass bis dahin sonst nichts gemacht wird." Sprich: Papai hätte eine Alk-Verbotszone in Floridsdorf lieber früher als später.

Situation beobachten

Diesem Wunsch dürfte Ludwig nicht entsprechen. Aktuell liegen demnach "keine konkreten Planungen für weitere Alkoholverbotszonen" vor, sagte ein Sprecher Ludwigs auf STANDARD-Anfrage. Die Situation auf anderen Plätzen und Bahnhöfen werde aber "genau beobachtet".

Ein STANDARD-Rundruf zeigt, dass von den Bezirken mit großen Bahnhöfen vorerst keine weiteren Alk-Verbotszonen gewünscht sind. Die S-Bahn-Station Wien-Mitte im dritten Bezirk Landstraße ist etwa nur einen Stopp vom Praterstern entfernt. Rund um den Bahnhof und das Einkaufszentrum hält der Bezirk ein Alk-Verbot aber für "nicht notwendig", wie es aus dem Büro von Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ) heißt. Beim Bahnhof gebe es "keine Probleme".

Ähnlich äußert sich auch die Bezirksvorstehung Favoriten: Ein Alkoholverbot für den Hauptbahnhof oder auch den Reumannplatz sei "kein Thema". Laut dem Büro von Bezirkschef Marcus Franz (SPÖ) beobachte man die Entwicklung. Seit dem Verbot am Praterstern habe man aber keine Veränderungen festgestellt. Die Situation am Hauptbahnhof sei "ruhig und zufriedenstellend".

Kein Bedarf am Westbahnhof

Im 15. Bezirk ist der Westbahnhof ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Auch hier kann Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal (SPÖ) keine Verschlechterung feststellen. "Die Situation stellt sich so dar, dass wir auch ohne Alkoholverbot auskommen", sagte er. Er sprach sich auch "gegen ein generelles Verbot bei Bahnhöfen" aus. Es gebe nun einmal soziale Randgruppen, die sich dort aufhalten würden. "Das ist in jeder Großstadt so. Aber die kann man nicht einfach verdrängen."

Konflikte hat es am Westbahnhof auch unter Jugendgruppen gegeben, vor allem Afghanen und Tschetschenen hatten sich Schlägereien geliefert. Die Situation habe man mit mehr Sozialarbeit, mehr Exekutive und einem eingeschränkten WLAN aber unter Kontrolle bekommen.

Rund um den Franz-Josefs-Bahnhof fordert die FPÖ Alsergrund eine Alkoholverbotszone. Die neue Bezirksvorsteherin Saya Ahmad winkt aber ab. Es gebe keinen Bedarf, "um ein Alkoholverbot zu erlassen", heißt es aus ihrem Büro. (David Krutzler, 4.7.2018)