Wien – Im internationalen Warenaustausch hat Österreich 2017 ein massives Defizit eingefahren – gegenüber dem Jahr davor hat sich das Loch in der Außenhandelsbilanz um mehr als eine Milliarde Euro von 4,5 auf 5,6 Milliarden Euro ausgeweitet, wie aus den endgültigen Zahlen der Statistik Austria von heute, Freitag, hervorgeht. Seit 2015 (knapp zwei Milliarden Euro) hat sich der Fehlbetrag fast verdreifacht.

Gleichzeitig hat sich der Außenhandel aber auch spürbar belebt: Die heimischen Ausfuhren erhöhten sich 2017 gegenüber dem Vorjahr nominell um 8,2 Prozent auf 141,9 Milliarden Euro, die Einfuhren stiegen aber mit einem Plus von 8,8 Prozent auf 147,5 Milliarden Euro etwas stärker. Arbeitstägig bereinigt wuchsen die Exporte um 8,9 Prozent und die Importe um 9,2 Prozent.

Hinweis: Im unteren Teil der Grafik (Exporte 2017) muss es heißen: "USA 9,7; 6,8 & aller Exporte", nicht: Importe.
Foto: APA/Statistik Austria

Eine gebremste Entwicklung wiesen im Vorjahr lediglich die Warenströme in Richtung Vereinigtes Königreich und Türkei aus. Im Vorfeld des Brexit verringerten sich die Lieferungen nach Großbritannien um 4,8 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Parallel dazu brach der Warenwert der Bezüge aus dem Land um 8,5 Prozent auf rund 2,5 Milliarden Euro deutlich ein. Österreich erzielte im bilateralen Handel aber immer noch einen Überschuss von 1,4 Milliarden Euro. Die Exporte in die Türkei gingen um 1 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zurück, die Importe von dort um 0,8 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro.

Rund 70 Prozent des Außenhandels wickelt Österreich mit EU-Ländern ab. Dabei sank das heimische Defizit 2017 von knapp 5,8 auf 5,5 Milliarden Euro – die Ausfuhren in die Europäische Union legten um 8,7 Prozent auf 99,1 Milliarden Euro zu, die Einfuhren von dort um nur 7,9 Prozent auf 104,6 Milliarden Euro.

Exporte in Drittstaaten gestiegen

Auffällig ist, dass Österreich im Vorjahr auch mit Nicht-EU-Ländern ein Passivum im Warenaustausch verbuchte: Der Fehlbetrag belief sich hier auf 0,1 Milliarden Euro – nach einem doch noch sehr markanten Überschuss von 1,2 Milliarden Euro im Vergleichsjahr 2016. Die Exporte in Drittstaaten stiegen um 7,3 Prozent auf 42,9 Milliarden Euro, die Importe um elf Prozent auf 43 Milliarden Euro.

Auch von US-Seite her droht angesichts der Bedeutung des Marktes Ungemach: Immerhin sind die Vereinigten Staaten Österreichs zweitwichtigster Exportpartner (hinter Deutschland). Nach der Einführung von US-Zöllen auf Stahl (10 Prozent) und Aluminium (25 Prozent) aus der EU droht Präsident Donald Trump derzeit auch mit einer drastischen Anhebung der Zölle auf europäische Autos auf 20 Prozent. Österreich hat eine große Kfz-Zulieferindustrie. Maschinen und Fahrzeuge sind mit einem Anteil von 55 Prozent die wichtigsten Exportprodukte Österreichs in Richtung USA. In diesem Bereich gingen im Vorjahr Lieferungen im Wert von 5,3 Milliarden Euro (plus 14,8 Prozent) nach Amerika – insgesamt erreichten die Exporte in die USA ein Volumen von 9,7 Milliarden Euro (plus 10,7 Prozent). Die Importe beliefen sich auf 5,8 Milliarden Euro (plus 16,2 Prozent). Das ergibt für Österreich einen Überschuss von 3,9 Milliarden Euro.

Dämpfer durch die Hintertür

Doch auch über die Hintertür Deutschland könnte Österreich einen Dämpfer aus den USA verpasst bekommen. Denn Trumps Strafzölle auf EU-Autos würde besonders unseren benachbarten Haupthandelspartner treffen, den wir wiederum vor allem mit Kfz-Zulieferungen bedienen.

Mehr als die Hälfte des Außenhandels wickelte Österreich im Vorjahr mit nur fünf Partnerländern ab. Die wichtigsten Zielländer für die Exporte sind Deutschland, die USA, Italien, Frankreich und die Schweiz; einfuhrseitig führend sind Deutschland, Italien, China, die Schweiz und die Tschechische Republik.

Russland, Gastgeber der derzeit laufenden Fußball-WM, war in den vergangenen zehn Jahren laut Statistik Austria stets unter den 20 wichtigsten Handelspartnern Österreichs. Die Exporte dorthin – vorwiegend Maschinen und Fahrzeuge sowie chemische Erzeugnisse – erhöhten sich 2017 um 16,1 Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro, die Importe – hauptsächlich sind das Brennstoffe und Energie – um 12,3 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. (APA, 29.6.2018)