Autos könnten aufgrund der Neuverordnung bald empfindlich teurer werden.

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Wien – Die EU-weite Umstellung der Abgasmessung auf den strengeren Standard WLTP macht nicht nur Autoherstellern massive Probleme, sondern bringt auch Kunden Ungemach. Im neuen Regime erhöhen sich nämlich die CO2-Werte und damit die Steuer. Das macht neue Autos schon bald empfindlich teurer.

Schon seit September 2017 müssen die Abgas- und Verbrauchswerte für alle neu eingeführten Pkw und leichten Nutzfahrzeuge nach dem WLTP-Verfahren (Worldwide Harmonized Light Duty Vehicle Test Cycle) gemessen werden, sagte Andreas Kral, Country Manager vom Auto-Informationsdienst Jato Austria, im Gespräch mit der APA. "Das sind die Fahrzeuge, die jetzt auf den Markt kommen."

Höhere CO2-Werte

Der WLTP-Test ergibt in der Regel einen um etwa 20 Prozent höheren CO2-Wert als die alte Messung. Kral spricht von einer Erhöhung um ein bis 38 Gramm CO2. Dadurch erhöht sich auch die beim Neuwagenkauf fällige Normverbrauchsabgabe (NoVA), die nach dem CO2-Ausstoß berechnet wird. Wenn der CO2-Wert um fünf Gramm steigt, bedeutet das eine NoVA-Erhöhung um einen Prozentpunkt, erklärt Kral.

Bei den großen Autoherstellern rechnen Branchenexperten im Schnitt mit einer NoVA-Erhöhung von zwei bis drei Prozentpunkten. Für ein rund 30.000 Euro teures neues Auto können künftig schon einmal 900 Euro an zusätzlicher NoVA fällig werden.

Im neuen, international gültigen Testzyklus WLTP soll das tatsächliche Fahrverhalten besser simuliert werden, sodass realistischere – höhere – Abgas- und Verbrauchswerte herauskommen. Das WLTP-Verfahren löst den Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) ab, der beim CO2 zum Teil um 40 Prozent niedrigere Werte ergab als das beim Fahren auf der Straße der Fall war. Die Einführung des neuen Regimes ist eine Folge des Abgasskandals um manipulierte Ausstoß- und Verbrauchswerte.

Lieferengpässe

Seit fast einem Jahr gilt nun der WLTP-Standard schon für die Typengenehmigung neuer Autos, ab September 2018 müssen die neuen Werte für alle in der EU neu zugelassenen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge vorliegen. Ein Jahr später, ab 1. September 2019, wird dann zusätzlich noch der Realtest (RDE, Real Driving Emissions) Pflicht; bei diesem wird im Fahrbetrieb auf der Straße gemessen.

Die neuen Tests machen insbesondere deutschen Herstellern zu schaffen, es kommt schon jetzt zu Lieferengpässen. Der VW-Konzern muss die Produktion teilweise ruhen lassen, weil er mit der Umstellung auf das neue Testregime nicht nachkommt. Kürzlich hat Volkswagen sogar Parkplätze auf dem Berliner Pannenflughafen BER angemietet, um bereits produzierte, aber noch nicht nach dem neuen WLTP-Standard zugelassene Autos dort abzustellen.

Teststände sind ausgebucht

"Die Branche steht kopf", sagte Kral von Jato, einem Informations- und Datendienst für die Autohersteller und -importeure. "Die Teststände sind ausgebucht." Manche Modelle werden wahrscheinlich gar nicht mehr verfügbar sein, manche erst wieder, nachdem sie den längeren und strengeren WLTP-Test absolvieren konnten.

In Österreich hat der früherer Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) der Autobranche zugesagt, für die Berechnung der NoVA und auch des Sachbezugs bis inklusive 2019 noch den alten NEFZ-Zyklus heranzuziehen. Für neue Fahrzeugtypen – ab September 2018 dürfen ja nur mehr WLTP-fitte Fahrzeuge erstzugelassen werden – sollen daher bis Ende 2019 die WLTP-Verbrauchswerte auf die alten NEFZ-Werte zurückgerechnet werden, und zwar mit einem von der EU-Kommission genehmigten Tool namens "co2mpas".

Trotzdem kommen bei der Umrechnung um rund 20 Prozent höhere CO2-Werte heraus, was viele überrascht und dem Staat jetzt unverhofft Mehreinnahmen beschert.

Auswirkungen noch nicht klar

Im Finanzministerium kann man die Auswirkungen der Umstellung auf WLTP noch nicht konkret abschätzen, "da dafür noch kaum Daten sowie Erfahrungswerte vorhanden sind", hieß es im Finanzressort auf APA-Anfrage. Man stehe in dieser Sache in regelmäßigem Kontakt mit dem Verkehrsministerium und dem Umweltbundesamt.

Womöglich werden Neuwagenkäufer steuerlich entlastet: "Grundsätzlich ist Ziel der Bundesregierung, die Abgabenquote in Richtung 40 Prozent zu senken, daher wollen wir Mehrbelastungen verhindern. Daher werden wir diese Thematik bei den Planungen rund um die kommende Steuerentlastungsreform sehr genau beobachten", so der Sprecher des Finanzministeriums.

Ab 2020 müssen österreichische Neuwagenkäufern auch aus einem anderen Grund mit einem weiteren Preissprung rechnen, erwartet Kral. Denn ab da werden bestimmte Zusatzausstattungen wie breite Reifen steuerlich schlagend. "Wenn ich ein Fahrzeug wähle mit Optionen, die Gewicht haben, dann verändert das die NoVA des gesamten Fahrzeugs", erläutert der Experte. Gewicht haben etwa Schiebedächer, eine Standheizung oder eine Anhängerkupplung. (APA, 29.6.2018)