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Dass Facebook heimlich mithört, wird schon länger behauptet – Beweise gibt es dafür keine. Nun hat der Konzern eine entsprechende Technologie patentiert

Foto: AP/Kane

Facebook hat eine Technologie patentiert, bei der zum Beispiel das Smartphone-Mikrofon durch unhörbare Signal aktiviert werden kann. Läuft im Fernsehen eine bestimmte Werbung, kann diese bestimmte Geräte aufwecken und einschalten. So könnten Werbekunden erfahren, wer welche Sendungen sieht und damit feststellen, ob ihre Werbeclips effektiv platziert sind. In einem weiteren Schritt können individuelle Profile für Nutzer verfeinert werden.

Massive Kritik

Berichte über das Patent lösten heftige Kritik aus. Die Electronic Frontier Foundation (EFF), einer der wichtigsten Datenschutzorganisationen der Welt, bezeichnete die Technologie als "extrem beunruhigend". Es handle sich um ein Eindringen in die Privatsphäre, ohne dass der Nutzer dies mitbekommen soll. Facebook dementierte jedoch rasch, dass das Patent umgesetzt werden soll. Es werde "niemals" zum Einsatz kommen, sagte eine Sprecherin.

Tatsächlich werden regelmäßig Technologien patentiert, die reine Zukunftsmusik oder Zufallsfunde sind. So entdeckte die Spionageagentur NSA unabsichtlich, wie Kindersitze in Autos verbessert werden könnten. Gerade große IT-Konzerne wie Facebook, Amazon, Google oder Samsung melden jährlich unzählige Patente an. Das geschieht auch, um möglichen Konkurrenten zuvorzukommen.

Derartige Systeme sind bereits im Einsatz

Dazu kommt, dass derartige Mithör-Systeme schon im Einsatz sind. Die Firma Silver Push bewarb ab 2015 eine solche Technologie, drehte sie jedoch nach einiger Zeit wieder ab, da die Proteste zu groß wurden.

Dass Facebook in diese Richtung forscht, kann niemanden überraschen, ist aber dennoch heikel. So gibt es seit Jahren das Gerücht, dass Facebook Nutzer über ihr Smartphone-Mikrofon belauscht und dann individualisierte Werbeanzeigen basierend auf Gesprächen ausspielt. Das wurde von Facebook-Managern mehrfach dementiert. Auch technisch wurden keine Beweise dafür gefunden.

DSGVO und Co

Solche Technologie würden durch Datenschutzvorkehrungen der großen mobilen Betriebssysteme aufgezeigt werden. So informiert das kommende Android P Nutzer automatisch, sobald das Mikrofon im Hintergrund aktiv wird. Außerdem müssen App, die mitlauschen, Nutzer laut der europäischen Datenschutzgrundverordnung klar und deutlich über den Einsatz des Mikrofons informieren. (fsc, 29.6.2018)