Es ist einsichtig, dass Journalisten, von denen man ein gewisses Berufsethos erwartet, auf Social Media vorsichtig sind und überlegt vorgehen. Der Maßstab sollte sein: "Don't do stupid shit."

Das gilt allerdings auch für jene, die das öffentliche Verhalten von Journalisten, besonders des ORF, in den sozialen Medien zu regulieren versuchen. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat einen Ukas herausgegeben, wonach ORF-Journalisten auf Twitter etc. "auch im privaten Umfeld" auf "öffentliche Äußerungen und Kommentare verzichten" sollen, die als Kritik, Wertung oder gar "Polemik" gegenüber "politischen Institutionen, deren Vertreter/-innen oder Mitgliedern zu interpretieren sind".

Das ist ein viel zu weit gefasster Knebelungsparagraf. Wenn, nur um ein Beispiel zu nennen, der FPÖ-Politiker und ORF-Stiftungsratsvorsitzende Norbert Steger meint, Armin Wolf sei "unbotmäßig", und Wolf daraufhin seinen Twitter-Account mit der Duden-Definition von "unbotmäßig" illustriert – ist das schon unangemessene Kritik in privatem Umfeld? Nein, nur eine pointierte Anspielung. Aber so etwas haben Parteikommissare wie Steger oder der ÖVP-Stiftungsrat Thomas Zach gar nicht gern.

Bundeskanzler Sebastian Kurz hingegen ist zwar Meister der "Message-Control", hat sich aber – vielleicht deswegen? – gegen diesen plumpen Gängelungsversuch ausgesprochen. Zu Recht. (Hans Rauscher, 27.6.2018)