Die Albiceleste bei der Bildung einer Jubeltraube.

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Marcos Rojo (links) ersparte Lionel Messi (Mitte) ein bitteres Ausscheiden, dafür gibt es dann auch eine Umarmung vom Chef. Cristian Pavon (rechts) und die gesammelte Ersatzbank feierten mit.

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Johan Gudmundsson und Rurik Gislason (rechts) müssen zurück auf die Insel.

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Spät, aber doch entschied Ivan Perisić die Partie zugunsten Kroatiens.

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Ganz Zagreb war aus dem Häuschen.

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St. Petersburg / Rostow – Ob Diego Maradona seinen Wunsch, mit Argentiniens Spielern zu sprechen, als Drohung oder als ehrliches Anliegen formuliert hat: geschenkt. Künstlich motiviert mussten Lionel Messi und Nebendarsteller gewiss nicht werden. Die Ausgangslage war in Zeiten metaphysischer Fair-Play-Rechnungen relativ simpel: Argentinien musste Nigeria schlagen und, falls Island Kroatiens B-Elf bezwingen würde, mit einem höheren Ergebnis als die Wikinger gewinnen. Maradona, der Drohende, gab sich auf der VIP-Tribüne wie so oft dem Glanz seiner Prominenz hin. Ein Begleiter hielt die Kickerlegende fest, als diese vor einem niedrigen Plexiglas jubelte: Er traute Maradona offenbar kein Balancegefühl mehr zu.

Alsdann, Anstoß, argentinische Fehlpässe. Chance Nummer eins: Éver Banega schickte Nicolás Tagliafico, dem rutschte der Ball beim Schuss über den Rist (8.). Mascherano leistete sich einen gefährlichen Fehlpass, besserte das mit einem beherzten Tackling gegen Kelechi Iheanacho aus.

Traumtor Messi

Keine Viertelstunde war in St. Petersburg vorbei, da spielte Éver Banega von der Mittellinie einen Steilpass zum Vergolden, Einrahmen und Aufhängen. Messi nahm den Ball mit identer Qualität mit – Oberschenkel, Fußspitze, dazwischen kein Bodenkontakt – und bezwang Nigeria-Goalie Francis Uzoho. 1:0 (14.). Banega blieb seiner Steilpasskunst treu, belieferte Angel Di Maria perfekt, der wurde kurz vor dem Strafraum von Leon Balogun gefoult – Gelb, Freistoß. Messi zirkelte den auf das Torwarteck, traf die Stange (34.).

Dann begann die Zeit der Elfmeterdiskussionen. Innenverteidiger Marcos Rojo klärte eine Flanke riskant, sein Fuß war weit oben, traf nach dem Ball auch Iheanachos Kopf. Weder Schiedsrichter Cüneyt noch der VAR griffen ein.

Nigeria bekam den entgangenen Elfmeter quasi nachgeliefert, Çakir zeigte wegen eines Allerweltsvergehens Mascheranos an Balogun auf den Punkt. Victor Moses verwertete tiefenentspannt (50.). Di Maria wollte dem türkischen Referee per Schwalbe einen Kompensationselfer entlocken, das misslang.

Argentinien war also wieder unter Zugzwang, die Offensivbemühungen der Albiceleste blieben lange Zeit uninspiriert. Eine Viertelstunde vor Schluss war wieder der Schiedsrichter im Mittelpunkt, Rojo hatte seinen eigenen Arm im Strafraum angeköpfelt. Çakir sah sich die Szene am Bildschirm an und entschied gegen Elfmeter.

Späte Wende

Spät, aber doch kam das Aufbäumen, Higuain schoss aus zwölf Metern drüber, Maradona verzog das Gesicht – hätte das er wohl auch im stocknüchternen Zustand getan? Odion Ighalo vergab Nigerias Matchball, scheiterte alleine vor Armani. Oghenekaro Etebo setzte einen Freistoß ins Außennetz. Es war Feuer in der Partie.

Und dann Argentinien: Maximiliano Meza flankte von rechts auf den Elfmeterpunkt, Rojo traf volley zum 2:1 (86.). Maradona präsentierte auf der Tribüne seine Mittelfinger. Das wird die "Super Eagles" nicht beeinflusst haben, sie kamen trotzdem zu keiner Chance mehr. Da Kroatien zeitgleich seine Pflicht tat, fordert Argentinien am Samstag im Achtelfinale Frankreich. Kroatien trifft auf Dänemark.

Kroatien B im Schongang

Im Schongang zum Gruppensieg, das war der Plan, den Coach Zlatko Dalić für Kroatien ausgearbeitet hatte. Dafür bediente er sich aus der Tiefe des Kaders, schickte den verstärkten zweiten Anzug gegen Island. Auch Salzburgs Duje Ćaleta-Car kam zu seiner Chance. Angeführt von Kapitän Luca Modrić kontrollierten die Kroaten den Gegner, von den Feurigen war aber wenig zu sehen. Allein Birkir Bjarnason holte sich einem Zweikampf eine blutige Nase an Marko Pjacas Ellenbogen. Dafür gab es nur Gelb.

Erst spät entsannen sich die Isländer ihres Qualifikationssieges gegen die Kroaten (1:0 in Reykjavík), versuchten also das Kunststück zu wiederholen. Erst schoss Alfred Finnbogason (40.) völlig unbedrängt aus zehn Metern am Tor vorbei, in der Nachspielzeit der ersten Hälfte rettete dann Ersatzgoalie Lovre Kalinić mit einer Parade gegen Aron Gunnarsson das torlose Unentschieden in die Kabine.

Die Isländer versuchten den Elan über die Pause zu retten, doch nach und nach übernahm Kroatien wieder das Kommando. Ein Lattenschuss von Modrić kündete von kommendem Unheil (51.), nur zwei Minuten später war es um den isländischen Achtelfinaltraum praktisch geschehen. Nach einem von Ragnar Sigurdsson abgefälschten Pass von Josip Pivarić netzte Milan Badelj zur Führung für den Favoriten. Die Isländer steckten deshalb nicht auf, Sverrir Ingason fand zwei Chancen per Kopf vor, erst hielt Kalinić, dann ging der Ball an die Latte (56.). Die Bemühungen wurden aber belohnt, als Lovren den Ball im Strafraum mit der Hand berührte. Gylfi Sigurdsson verwertete den fälligen Elfer zum Ausgleich (76.). Doch Ivan Perišić zerstörte in der 90. Minute noch die letzten Hoffnungen. (Martin Schauhuber, Sigi Lützow, 26.6.2018)

Fußball-WM in Russland, Gruppe D, 3. Runde:

  • Nigeria – Argentinien 1:2 (0:1). St. Petersburg, St.-Petersburg-Stadion, 64.468 (ausverkauft), SR Cakir (TUR)

Tore:
0:1 (14.) Messi
1:1 (51.) Moses (Foul-Elfer)
1:2 (86.) Rojo

Nigeria: Uzoho – Balogun, Ekong, Omeruo (90. Iwobi) – Moses, Etebo, Mikel, Ndidi, Idowu – Musa (92. Nwankwo), Iheanacho (46. Ighalo)

Argentinien: Armani – Mercado, Otamendi, Rojo, Tagliafico (80. Aguero) – Perez (61. Pavon), Mascherano, Banega – Messi, Higuain, Di Maria (72. Meza)

Gelbe Karten: Balogun, Mikel bzw. Mascherano, Banega, Messi

  • Island – Kroatien 1:2 (0:0). Rostow am Don, Rostow-Arena, SR Mateu (ESP).

Tor:
0:1 (53.) Badelj
1:1 (76.) Sigurdsson (Elfmeter)
1:2 (90.) Perisic

Island: Halldorsson – Saevarsson, Ingason, Sigurdsson, Magnusson – Gunnarsson, Hallfredsson – J. Gudmundsson, Sigurdsson (71. Sigurdarson), Bjarnason (90. Traustason) – Finnbogason (85. A. Gudmundsson)

Kroatien: Kalinic – Jedvaj, Corluka, Caleta-Car, Pivaric – Modric (65. Bradaric), Badelj – Pjaca (70. Lovren), Kovacic (81. Rakitic), Perisic – Kramaric

Gelbe Karten: Hallfredsson, Finnbogason, Saevarsson bzw. Pjaca, Jedvaj