Gänserndorf – Das Bundesdenkmalamt prüft eine Unterschutzstellung der ehemaligen Synagoge in Gänserndorf. Das bestätigt dessen Präsidentin Barbara Neubauer im "Kurier". Die aktuelle Berichterstattung über den geplanten Abriss des historischen Gebäudes in schlechtem Zustand habe sie dazu veranlasst, sagt Neubauer. Die Stadt plant den Abriss allerdings schon in den nächste Woche beginnenden Sommerferien, anstelle der früheren Synagoge sollen Parkplätze entstehen – DER STANDARD berichtete.
Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit hat sich am Dienstag bestürzt über die Pläne gezeigt. Das Gebäude aus dem Jahr 1889 sei ein "historisches, unwiederbringliches Dokument".
Im Gedenkjahr 2018 – 80 Jahre nachdem Gänserndorf am 24. Oktober 1938 in einer Mitteilung an die Bezirkshauptmannschaft als "judenrein" erklärt worden sei – solle nun die letzte Erinnerung an das jüdische Leben in der Stadt ausgelöscht werden. "Wir appellieren an alle zuständigen oder auch nur interessierten Personen und Institutionen, gegen diesen Anschlag auf die Erinnerungskultur (Nieder-)Österreichs Einspruch zu erheben, damit die Zerstörungen jüdischer Kult- und Kulturbauten durch das Nazi-Regime nicht in der Republik Österreich weitergeführt werden", hieß es in der Aussendung.
Kein Kommentar von Edtstadler
Karoline Edtstadler, ÖVP-Staatssekretärin im Innenministerium und dort zuständig für die Gedenkstätte Mauthausen, twitterte am Dienstag: "Mir ist wichtig, dass man die Zeit des Nationalsozialismus niemals vergisst." Auf STANDARD-Anfrage wollte sie sich nicht zu den Plänen in Gänserndorf äußern. (red, APA, 26.6.2018)