Die Regierung hat sich für ihre Standortoffensive einen interessanten Ort ausgesucht: In Schönbrunn wurde Hof gehalten, um internationalen Gästen die Vorzüge Österreichs als Forschungs-, Produktions- oder Logistikstätte schmackhaft zu machen. Die Marketinginitiative lief wie am Schnürchen. Verbesserungen bei Bürokratie oder Abgabenlast hier, große Pläne bei Entlastung und Bildung dort. Ob das den Konzernchefs imponiert?

Die Bundesregierung will mehr Firmen nach Österreich bringen. Bei einer Standortkonferenz hat die Bundesregierung für Investitionen geworben. Vorstandsvorsitzende aus 14 Ländern haben daran teilgenommen.
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Schwer zu sagen. Erst einmal muss sich die Regierung Kurz auf dem internationalen Parkett Gehör verschaffen, denn der Aufmarsch in der Orangerie hatte einen starken rot-weiß-roten Anstrich. Die heimischen Manager können die Rufe der Regierung nicht so leicht ignorieren wie ihre Pendants bei den Multis.

Irgendwie passt der Auftritt zum schon recht alten Kalauer: Think global, act local. Will Österreich als Standort ins internationale Rampenlicht rücken, müssen erst einmal die Hausaufgaben erledigt werden. Da gibt es durchaus Fortschritte, auch wenn unter Ex-SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern schon eine gewisse Dynamik bestand. Dass der Standort wachgerüttelt werden musste, daran gibt es jedenfalls nichts zu rütteln. Reformstau, Lethargie und gegenseitige Blockade unter Rot-Schwarz (vor Kern) hatten schon heftig an der Attraktivität des Landes gekratzt. Das hat der in seiner Zeit als Regierungschef recht wirtschaftsnah agierende SPÖ-Chef erkannt.

Sebastian Kurz führt das fort, ohne auf Gewerkschaftsinteressen Rücksicht nehmen zu müssen. Das hat Vor- und Nachteile. Strukturreformen lassen sich in der jetzigen Konstellation leichter durchsetzen. Steuersenkung, Verwaltungsreform, Kassenfusion – all das sind Vorhaben, die auch außerhalb Österreichs verfolgt werden. Internationale Investoren legen freilich auch Wert auf sozialen Frieden. Das sollte der Bundeskanzler nicht außer Acht lassen. (Andreas Schnauder, 25.6.2018)