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Sebastian Vettel darf sich ärgern.

Foto: REUTERS/Juan Medina

Le Castellet – Die Konkurrenz machte sich lustig, die internationale Presse übte harte Kritik – Sebastian Vettel selbst hatte aber schon am Ende eines verlorenen Rennwochenendes seine Zuversicht wiedergefunden. Nur rund drei Stunden nach seinem verhängnisvollen Startfehler saß der Ferrari-Star in kurzer Hose auf einem Hocker im Fahrerlager von Le Castellet. "Wir hätten gerne ein anderes Ergebnis erzielt", sagte Vettel äußerlich ungerührt, "aber wir lernen und machen Fortschritte."

Platz fünf in Frankreich, der Verlust der WM-Führung an Lewis Hamilton, aber alles halb so wild? Beobachter aus aller Welt sahen das anders. Vor allem im Ferrari-Land herrschte Entsetzen. Mit einem "Amateurfehler" habe sich Vettel um viele Punkte gebracht, titelte die "Gazzetta dello Sport". Er zahle "einen hohen Preis für seine Impulsivität", schrieb der "Corriere della Sera".

In der Heimat seines englischen Rivalen beschrieb die "Daily Mail" genüsslich einen "tollpatschigen" Auftritt Vettels, der "Guardian" stellte gar fest, dem Deutschen fehle die Leistungsfähigkeit unter Druck.

"Valtteri konnte nichts dafür"

Ohne Zweifel war ihn sein selbstverursachter Crash in Kurve eins teuer zu stehen gekommen. 15 Punkte büßte er auf Mercedes-Star Hamilton ein, der Weltmeister holte sich mit seinem dritten Saisonsieg die WM-Führung zurück.

Doch obwohl Vettel die fatale Szene nach dem Start gedanklich immer wieder durchspielte, blieb die Erkenntnis dieselbe: Die Kollision mit dem Mercedes von Valtteri Bottas sei wegen seines guten Starts, des fehlenden Grips und der ausgehenden Strecke nicht mehr zu vermeiden gewesen.

"Valtteri konnte nichts dafür", erklärte Vettel, der sich nach dem Rennen persönlich beim siebtplatzierten Finnen entschuldigte. Für den Deutschen selbst war nach einer Aufholjagd mehr als Rang fünf nicht drin. Immerhin mit seinem Boliden konnte er zufrieden sein. "Wir waren besser als in Barcelona", sagte er mit Blick auf den Rückstand zu Hamilton und Mercedes. In Spanien hatte der Brite noch stärker dominiert als in Frankreich.

Womöglich rührte Vettels Gelassenheit auch daher. Die verbale Spitze des zweitplatzierten Red-Bull-Piloten Max Verstappen ließ er dann auch nicht annähernd an sich heran. "Ich sage dazu nichts. Für so etwas bin ich zu alt", so Vettel. Der Niederländer war wegen seiner ungestümen Fahrweise zuletzt viel kritisiert worden, auch von Vettel. Nun hatte er auf Kosten des Deutschen seinen Spaß. "Seb sollte seinen Fahrstil überdenken", sagte Verstappen, "das ist nicht akzeptabel. Er sollte daraus lernen."

Nächster Stopp Österreich

Einen Lerneffekt erhofft sich Vettel für das nächste Rennen in Spielberg tatsächlich. Schon am kommenden Wochenende steht der Große Preis von Österreich auf dem Programm, dicht gefolgt vom Rennen in Silverstone (8. Juli). Der Respekt vor den Herausforderungen des ersten "Triple-Headers" der Formel-1-Geschichte ist groß.

"Es ist brutal, nicht einfach für die Mannschaften", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Der Österreicher konnte trotz des Rückschlags für Bottas zufrieden sein. Das Motoren-Upgrade, das die Silberpfeile in Le Castellet erstmals einsetzten, stellte im Vergleich zu Kanada eine echte Verbesserung dar. "Ich habe mich sehr wohlgefühlt", sagte auch Hamilton.

Spielberg kommt da gerade recht: Seit der Wiederaufnahme in den Rennkalender vor vier Jahren siegte stets ein Mercedes-Pilot. Der kommende Kurs, so Hamilton, komme seinem Team entgegen. Die Folgen seines Fahrfehlers sind für Sebastian Vettel noch nicht abzusehen. (sid, 25.6.2018)