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Spät, aber doch traf Neymar noch in die Maschen. Stand es nach 90 Minuten noch 0:0, so war das Ergebnis am Ende doch relativ deutlich.

Foto: REUTERS/Carlos Garcia Rawlins

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Das Lamentieren von Neymar nervte irgendwann auch Schiedsrichter Björn Kuipers.

Foto: REUTERS/Marcos Brindicci

St. Petersburg – Dass Serbien nicht Brasilien ist, ist auch den gründlichsten Geografie-Verweigerern bekannt. Wenn es also die Brasilianer nicht übermäßig verschreckte, wie sich die Balkankicker am ersten Spieltag der Gruppe E mit der dichten Defensive Costa Ricas plagten, wäre das verständlich. Die große Offensivkunst heißt ja nicht ohne Grund brasilianisch; niemand hat je einen Zehner seinen Gegenspieler "serbisch" ausspielen sehen.

Wer annahm, dass Brasilien mit den mittelamerikanischen Stabilitätshandwerkern leichtes Spiel haben würde, der war aber auf halbem Wege zu einer Überraschung, sei er nun aus São Paulo oder Novi Sad. Denn Costa Rica war tipptopp eingestellt, ließ außer Weitschüssen wenig zu. Viele kleine Fouls, viele gute Zweikämpfe, kaum Fehler.

In der 13. Minute waren es gar die Außenseiter, die eine Chance von bis dato ungesehener Güte vorfanden. Borges rauschte am Sechzehner zur Abnahme eines Querpasses, schoss aber links am Tor vorbei. Später jubelte Brasilien, dies aber voreilig: Marcelos Schuss hatte einen Irrweg vor Gabriel Jesus' Füße eingeschlagen, dessen Abseitsstellung überschattete die erfolgreiche Verwertung.

Navas, Navas

Brasilien zog sein Netz enger, machte es sich aber zu oft im Abseits bequem, für weiteren Überdruss sorgte Costa-Rica-Goalie Keylor Navas. Der steht bei Real Madrid im Sold, ist hochwertige Prüfungen also aus dem Alltag gewöhnt. Es ging in die Kabinen, Costa Rica hatte sich sehr wacker geschlagen. Eine Differenz zwischen den ganz in Blau kickenden Brasilianern und ihren weißgekleideten Herausforderern war freilich mit freiem Auge zu sehen.

Mit Wiederanpfiff meißelten die portugiesischsprachigen Herrschaften auch eine Differenz zu ihren serbischen Vorgängern heraus, bespielten den sturen Defensivverbund immer besser. Es war also die Zeit gekommen, zu der Navas über sich hinauswachsen musste. Er bezwang Neymar erst auf normalem Niveau (48.), dann mit einer überragenden Reaktion (57.), dann zeigte er Coutinho das Stoppschild (58.). Zwischendurch musste die Querlatte bei einem Köpfler von Gabriel Jesus intervenieren (50.).

Die costa-ricanischen Entlastungsangriffe waren nun seltener, wurden auch nicht erfolgreicher. Es blieb eine brasilianische Angelegenheit, für Unterhaltung zu sorgen. Beziehungsweise doch eine costa-ricanische, denn ein Fehlpass von Gamboa verhungerte vor die Beine von Neymar, der einen ansehnlichen Schuss am Lattenkreuz vorbeisegeln ließ.

Geduld und Belohnung

Die Zeit verrann. Neymar fiel. Giancarlo González hatte den Superstar im Strafraum mit einem minimalen Griff ans Trikot sekkiert, er ging dem Bolschoi-Theater würdig zu Boden. Schreiend, mit den Armen rudernd. Elfmeter. Videobeweis. Björn Kuipers untersuchte die Szene, nahm den Elfer zurück.

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Neymar war nahezu ohne Feindeinwirkung zu Boden gegangen. Richtige Entscheidung: kein Elfer.
Foto: REUTERS/Lee Smith

Neymar war aufgebracht, warf wenig später den Ball auf den Boden: Gelb. Ansonsten arbeitete Brasilien brav weiter, detto Costa Rica. Belohnt wurde nur eine dieser Mühen. Die 91. Minute: Gabriel Jesus enteilt ein Ball im Strafraum, Philippe Coutinho galoppiert aus der zweiten Reihe heran. Ein Spitz, ein Tor, Schneckerl Prohaska wäre stolz gewesen. Teamchef Tite überschlug sich beim Jubeln.

Das war die Entscheidung, die Ticos gebrochen. So gelang den Brasilianern noch das 2:0, Neymar vollendete einen Querpass von Douglas Costa. (Martin Schauhuber, 22.6.2018)

WM in Russland, Gruppe E, 2. Runde, Freitag

Brasilien – Costa Rica 2:0 (0:0)
St.-Petersburg-Stadion, 64.468 Zuschauer, SR Kuipers (NED)

Torfolge:
1:0 (91.) Philippe Coutinho
2:0 (97.) Neymar

Brasilien: Alisson – Fagner, Thiago Silva, Miranda, Marcelo – Casemiro, Paulinho (68. Firmino) – Willian (46. Douglas Costa), Philippe Coutinho, Neymar – Gabriel Jesus (93. Fernandinho)

Costa Rica: Navas – Gonzalez, Acosta, Duarte – Gamboa (75. Calvo), Oviedo – Venegas, Guzman (83. Tejeda), Borges, Ruiz – Urena (54. Bolanos)

Gelbe Karten: Neymar, Philippe Coutinho bzw. Acosta