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Der Kaffee wächst, wo er will. Wo bis vor kurzen die Revolution gewütet hat, will der Marktführer für Qualitätskaffee heute Ex-Revoluzzern die Reintegration ermöglichen

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Mailand/Bogotá – Der weltweite Marktführer bei Qualitätskaffee, Illy, hilft 160 Exrevoluzzern in Kolumbien bei der Reintegration in den Arbeitsprozess. Auf einer 550 Hektar großen Plantage soll qualitativ hochwertiger Kaffee angebaut werden.

Gemeinsam mit der ehemals größten Guerillaorganisation Farc, dem Fachverband der kleinen Kaffeeanbauer (Ascafè) und den lokalen Behörden hat Unternehmenspräsident Andrea Illy eine Absichtserklärung unterzeichnet, um unter anderem an der Kaffeeniversität ausgebildete Agronomen und Spezialisten zur Verfügung zu stellen und damit den qualitativen Kaffeeanbau in der Region Cauca zu fördern.

Diversifizierung

Kolumbien ist für Illy der fünftwichtigste Kaffeelieferant. Das Land ist für den Kaffeeröster aus Triest auch deshalb von Interesse, weil hier nicht nur in nachhaltigen Kaffeeanbau investiert und Schulungskurse veranstaltet werden, um den qualitativen Anbau zu fördern.

In Kolumbien wird auch experimentiert, wie die Folgen des Klimawandels minimiert werden können. Durch die Erderwärmung dürfte die Anbaufläche in Kolumbien (und nicht nur dort) bis 2050 halbiert werden, sagte Präsident Andrea Illy dem STANDARD. Neue Methoden, etwa Kaffee nicht mit Wasser zu reinigen beziehungsweise nicht in der Sonne trocknen zu lassen, werden derzeit erprobt, um dann auch in kleineren Staaten wie Costa Rica oder Guatemala angewandt zu werden.

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Andrea Illy träumt davon, den besten Kaffee der Welt anzubieten
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"Abgesehen von unserer Kaffeeuniversität in Triest haben wir in 26 Ländern Spezialkurse laufen, um Qualitätskaffee herzustellen. Mein Traum ist es, den besten Kaffee der Welt anzubieten", sagte Illy.

Großteil des Umsatzes mit Kaffee

Das Triestiner Familienunternehmen ist dabei, in die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Behörden und dem privaten Sektor in zahlreichen Ländern zu investieren. Im vergangenen Geschäftsjahr sind Umsatz (467 Millionen Euro) und Gewinn (15,4 Millionen Euro) weiter gestiegen, der Onlinevertrieb hat sich um 14 Prozent erhöht. Die eingeschlagene Diversifizierung auf Tee und Schokolade (immer im Premiumbereich) will Illy fortsetzen. Aktuell wird aber noch gut 90 Prozent des Konzernumsatzes mit Kaffee bestritten.

Wien hat für Illy eine Schlüsselrolle. "Wien ist Symbol für die Kaffeestadt par excellence. Mein Großvater hat Anfang des 20. Jahrhunderts hier die Liebe zum Kaffee entdeckt. Von Wien aus wurde die Kaffeekultur in den gesamten angelsächsischen Bereich verbreitet", sagte der Unternehmer in fließendem Deutsch. (tkb, 22.6.2018)