Acht Urnen haben in einem der Gräber für Mensch und Tier Platz.

Standard

Wien – Allein im Jahr 2017 wurden auf dem Wiener Tierfriedhof in Simmering rund 130 Bestattungen durchgeführt, wie Renate Niklas, Geschäftsführerin der Friedhöfe Wien, am Donnerstag berichtete. Die Gräber der Tiere würden von ihren Haltern seit der Eröffnung des rund 2.500 Quadratmeter großen Tierfriedhofs im Jahr 2011 beispielhaft instand gehalten und liebevoll gepflegt. "Manche Leute kommen bis zu zweimal täglich, um ihre verstorbenen Tiere zu besuchen", sagte die für Friedhöfe zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ).

Viele Haustierhalter würden sich zudem eine gemeinsame Ruhestätte mit ihren vierbeinigen Freunden wünschen, erzählte die Stadträtin. Das ist seit Donnerstag in Wien möglich. Auf dem Friedhof bei der Feuerhalle Simmering, gegenüber dem Zentralfriedhof, wurde der erste gemeinsame Friedhof für Mensch und Tier in Wien eröffnet. Einen weiteren Urnenhain gibt es in St. Josef in der Weststeiermark.

Optisch abgegrenzter Urnenhain

Denn in Österreich gibt es mehr als drei Millionen Haustiere, jeder Vierte besitzt eine Katze, und allein in Wien lebt in jedem zweiten Haushalt auch ein Vierbeiner. "Einige Menschen pflegen zu Tieren eine intensivere Beziehung als zu Menschen", sagte Sima bei der Eröffnung des gemeinsamen Friedhofs.

Dem Bedürfnis, nach dem Tod weiter vereint zu sein, wollte die Stadt auf eine "innovative" Art nachkommen. Allerdings in einer Weise, in der "sich niemand anderer gestört fühlt". Darum ist die neu gestaltete Anlage auch exklusiv für gemischte Gräber und in einem eigenen, optisch abgegrenzten Bereich angesiedelt. In allen anderen Teilen des Friedhofs sind Haustiere nicht erlaubt. Der gemeinsame Friedhof ist als Urnenhain gehalten.

Acht Plätze, egal ob für Mensch oder Tier

Von alten Bäumen gesäumte dünne Wege schlängeln sich dort durch die Wiese im – vom Haupteingang aus gesehen – hintersten Teil des gesamten Friedhofsareals. Eine weiße Statue, die ein menschliches Gesicht zeigt, an das sich ein Hund und eine Katze schmiegen, findet sich dort ebenso wie eine Sitzgruppe aus Stein. "Wir erweitern laufend unser Angebot. Unsere Friedhöfe werden auch immer mehr als Erholungsraum genutzt", sagte Niklas. Der neue Bereich lade auch "zum Verweilen" ein.

Die Nutzung eines Urnengrabes kann gegen ein Entgelt von 490 Euro für zehn Jahre erworben werden. Rund einen Quadratmeter ist das Erdgrab groß. Platz ist darin genug: So können in jedem Grab bis zu acht Urnen bestattet werden. Eine zahlenmäßige Aufteilung zwischen Mensch und Tier gibt es nicht.

Tiere bis 100 Kilogramm möglich

Die Urnenbestattung liege "klar im Trend", sagte Niklas. In Wien liege der Anteil an Feuerbestattungen schon bei über 30 Prozent, Tendenz steigend.

Der Weg zur letzten Ruhestätte muss allerdings getrennt begangen werden. So gibt es eine strikte Trennung von Mensch und Tier in der Vorbereitung. Für die Kremation und die Aufbahrung der verstorbenen Tiere steht das Wiener Tierkrematorium zur Verfügung. Hier müsse jedoch auf die Ausstattung der Feuerhalle Rücksicht genommen werden. "Bis zu 100 Kilogramm sind in etwa möglich", erklärte Niklas auf die Frage, welche Grenzen die Tierliebe nach dem Tod habe. Tiere, die schwerer oder zu groß sind, könnten in Simmering nicht kremiert werden. "Ein Pferd wird schwierig." Den geliebten Wellensittich kann man hingegen problemlos mit ins Grab nehmen. (Oona Kroisleitner, 21.6.2018)