Trailer mit besagtem Kuss.

PlayStation

Als Sony auf der diesjährigen E3 die antizipierte Fortsetzung zu "The Last of Us" vorstellte, war der Jubel groß. Nicht weil Fans schon lange auf die Ankündigung warteten, sondern weil die Hauptfigur des zweiten Teils, Ellie, in den ersten Minuten des Trailers eine Frau küsst.

Der Kuss, der die E3 in Aufruhr versetzte.

Bereits im DLC "The Last of Us: Left Behind" wurde Ellie als lesbisch porträtiert, was manche Kritiker als gewaltigen Sprung in der Videospielgeschichte sahen. Denn: LGBT-Charaktere tauchen nur marginal in Videogames auf.

Schwieriger Beginn

Blickt man ein wenig zurück, waren vor allem schwule Männer in Games oft Pointen: Der effeminierte Mann, über den man sich lustig machen kann, der alle Klischees bedient, dessen überzeichnete Gesten Amüsement erwecken. Das Gleiche gilt für Transgender-Figuren, deren "Andersartigkeit" beim Spieler für Verwirrung sorgte. Auch wenn sich das seit den 80ern und 90ern verbessert hat: Klischees werden noch immer bedient. Und: Es gibt noch immer keine homosexuellen Hauptfiguren in Games.

Eine der ersten geouteten Game-Charaktere war Birdo aus der "Super Mario"-Reihe. In der Spielbeschreibung zu "Super Mario Bros. 2" von 1988 wird die Figur als Mann beschrieben, der glaubt, eine Frau zu sein. Spätere Hinweise auf Birdos Trans-Identität werden unterschlagen, Nintendo ist ohnehin nicht für seine Inklusion bekannt: In der Lebenssimulation "Tomodachi Life" (2014) gab es keine Möglichkeit für gleichgeschlechtliche Beziehungen – dafür gab es zu Recht Kritik von Fans.

Dies konnte man – und das war wirklich bahnbrechend – in "Fallout 2". Es war eines der ersten Games, wo man einen Charakter mit dem gleichen Geschlecht heiraten konnte. Und auch in "Sims" hat man die Möglichkeit, mit Mann und Frau gleichermaßen zu verkehren.

LGBT – eine Randerscheinung

Auch wenn die Darstellung von LGBT-Charakteren vor allem im Bereich der Simulationen oder Rollenspiel-Games anzutreffen ist – siehe dazu die "Dragonage"-Reihe –, so tauchen homo-, bi- und transsexuelle Charaktere schon auch in anderen Genres auf: In "Masseffect" kann der Spieler mit verschiedenen gleichgeschlechtlichen Charakteren romantisch interagieren, in "GTA V" schlüpft man in die Rolle des bisexuellen Trevor Philipps, und der neueste Ableger "Assassin's Creed: Odyssey" gibt einem die Freiheit, mit dem gleichen Geschlecht zu kopulieren.

Eine der wenigen Videospielszenen, die zwei Männer beim Geschlechtsverkehr zeigen.
SPhoenix77

Auch wenn die Repräsentation mittlerweile deutlich höher und besser geworden ist und immer mehr queere Charaktere in Games auftauchen, werden LGBT-Figuren gern als Randfiguren in die Handlung eingebaut. Ein Plausch, ein Austausch – und die Figur ist nie wieder gesehen. Zentrale Rollen fehlen (noch).

Warum gibt es so wenige LGBT-Charaktere in Games?

Warum dauert die Repräsentation in Games länger als in anderen Medien wie Film und TV? Brauchen Spiele überhaupt mehr LGBT-Charaktere? (rec, 25.6.2018)