Ein junges Mädchen wird befreit, nachdem es an einen Mann verkauft und von ihm und sieben anderen Männern missbraucht wurde.

Foto: © Dorothe Dörholt

Trotz rasanter wirtschaftlicher Entwicklungen und steigender Lebensqualität gilt in vielen asiatischen Ländern noch immer die Maxime: Mädchen sind weniger wert als Jungen. Denn Männer sind es, die die Familienlinie weitertragen, Karriere machen, die Eltern später versorgen. Frauen hingegen gelten häufig als billige Arbeitskräfte und Gebärmaschinen.

Die investigative Arte-Dokumentation Bloß keine Tochter! Asiens Frauenmangel und die Folgen vom Dienstag, 19. Juni (noch bis 25. Juni online auf arte.de) handelt von Frauen, die ihre Töchter abtreiben mussten, von Männern, die heute keine Ehefrauen mehr finden, von Mädchen, die deshalb entführt und missbraucht werden und von verzweifelten Eltern.

Die Regisseurinnen Antje Christ und Dorothe Dörholt zeigen verschiedene Schicksale Betroffener und berühren dabei gnadenlos. Mit erschreckendem, bisher unveröffentlichtem Archivmaterial gehen sie den Gründen des Geschlechter-Ungleichgewichtes nach. Denn in Asien fehlen heute fast 200 Millionen Frauen – das Ergebnis zweifelhafter Bevölkerungspolitik von Industrienationen nach dem Zweiten Weltkrieg und deren Angst vor einer Bevölkerungsexplosion. Sie agierten schonungslos: mit Geburtenkontrollen, Zwangssterilisationen und -Abtreibungen sowie der Ein-Kind-Politik.

Das dramatische Ungleichgewicht der Geschlechter in der indischen Gesellschaft ist deutlich sichtbar in den Schulklassen.
Foto: © Dorothe Dörholt

Die Dokumentation macht klar, wie Frauen noch immer kaltblütig zum Spielball staatlicher und krimineller Interessengruppen werden. Gleichzeitig kritisiert sie den UN-Bevölkerungsfonds, der weiterhin den Großteil seiner Hilfsgelder in gezielte Geburtenkontrollen steckt anstatt in sinnvolle Bildungs- und Gleichstellungsprogramme. Dabei ist es wissenschaftlich erwiesen, dass Frauen, die Zugang zu Bildung haben, im Schnitt weniger Kinder bekommen – definitiv eine bessere Art der Bevölkerungsreduktion. (Hannah Weger, 19.6.2018)