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Joachim Low und der enttäsuchende Mesut Özil.

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

Moskau – Nach dem 0:1 gegen Mexiko zum Auftakt der Fußball-WM befindet sich der erfolgsverwöhnte Titelverteidiger Deutschland in einer ungewohnten Situation. Der Fehlstart in Gruppe F, wo noch Schweden und Südkorea warten, fordert nicht zuletzt den Trainer, der zugleich warnte und beruhigte. "Es gibt keinen Grund, völlig auseinanderzufallen", sagte Joachim Löw und kündigte eine kritische Aufarbeitung an.

Das will auch Jerome Boateng. "Wir haben es nicht auf das Feld gebracht. Darüber müssen wir ganz klar reden", sagte der Abwehrspieler. Viel Zeit dafür bleibt aber nicht, am Samstag (20 Uhr) wartet Schweden. "Wir haben die Fehler erkannt. Es sollte der letzte Warnschuss gewesen sein, um das abzustellen und endlich zu gewinnen", sagte Stürmer Timo Werner.

"Wir haben alle Möglichkeiten, das zu korrigieren", meinte Löw. Die Mängelliste ist allerdings lang. Die aggressiven Mexikaner hätten sogar höher gewinnen müssen, wenn sie ihre zahlreichen Konterchancen nicht nur beim Siegestor des starken Außenstürmers Hirving Lozano (35.) genutzt hätten.

Verteidigung in Not, Reus auf der Bank

Redebedarf haben besonders die Führungsspieler Boateng und Mats Hummels, die sich im Abwehrzentrum oft allein gelassen fühlten. "Die Mexikaner sind vier-, fünfmal allein auf uns zugelaufen", beklagte sich Boateng. Auch nach vorne ging viel zu wenig, weil die sonst so kombinationssicheren Deutschen ungewohnt viele Ballverluste produzierten. "Fahrig" nannte Löw das. Kicker wie Thomas Müller, Sami Khedira oder Mesut Özil präsentierten sich bei der erst zweiten deutschen WM-Auftaktniederlage nach dem 1:2 gegen Algerien 1982 weit entfernt von einer WM-Form.

Kritiker zeigten sich irritiert, dass der starke Marco Reus erst in der 60. Minute eingewechselt wurde. "Ich wusste es schon im Trainingslager", sagte der Dortmund-Akteur zu seiner Reservistenrolle. Grund sei gewesen, dass "wir davon ausgehen, dass das Turnier sehr lang geht" und er "vor allem in den wichtigen Spielen" gebraucht werde. "Natürlich war das Spiel auch wichtig. Aber wir haben einen breiten Kader. Da wird jeder gebraucht, und deshalb war das so abgesprochen."

Suche nach Einsamkeit

Was so manchem Fan vor dem nächsten Auftritt Angst machen dürfte, ist der Umstand, dass sich die Niederlage in den Tests – dem 1:2 in Wien und dem mageren 2:1 gegen Saudi-Arabien – angekündigt hatte. "Ich verstehe nicht so ganz, warum wir es heute so gespielt haben, weil wir eigentlich schon einen Schuss vor den Bug bekommen hatten", sagte Hummels. Dessen war sich auch Oliver Bierhoff bewusst. "Wenn sich Muster wiederholen, muss man natürlich tiefer gehen", erklärte der Sportdirektor. "Aber wir müssen das natürlich bei einem Turnier, bei dem jedes Tor wie auch heute tödlich sein kann, einfach abstellen."

Am Tag danach suchte die DFB-Elf jedenfalls die Einsamkeit: kein Training vor Medien, keine Pressekonferenz. "Unsere Mannschaft hat genug Erfahrung, um auch mal mit so einer Niederlage umzugehen. Wir werden wieder aufstehen", sagte Löw, der zudem versprach, dass Deutschland nicht der nächste Weltmeister sein werde, der nach Frankreich 2002, Italien 2010 und Spanien 2014 in der Vorrunde ausscheidet. "Uns wird es nicht passieren!"

Hoffen auf Erfahrungswerte

Löw vertraut auf die große Erfahrung seiner Mannschaft, um mit der unerwarteten Niederlage umzugehen. "Wir werden wieder aufstehen." Auch die Spieler kündigten eine Reaktion in den Spielen gegen Schweden und Südkorea an: "Es gibt kein Wenn und Aber, sondern nur sechs Punkte. Und dann sind wir weiter. Dementsprechend müssen wir auftreten." Jetzt müsse sich "der Charakter der Mannschaft zeigen", erklärte Boateng. (APA, 18.6.2018)

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