Avenged Sevenfold zündeten ein hymnisches Feuerwerk.

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Otto Waalkes kam mit den Friesenjungs und mit Skihüttenhits.

Korn-Sänger Jonathan Davis stellte sein experimentelles Solodebüt vor.

Nickelsdorf – Trocknender Schlamm ist prinzipiell eine gute Sache. Der Aushärtungsprozess durch Sonneneinstrahlung hat allerdings zur Folge, dass ein Odeur über das Festivalgelände wabert, bei dem es einem die Gummistiefel gleich wieder auszieht.

Das kann einem auch bei der Band Eisbrecher passieren. Sie klingt, als hätte man den späten Till Lindemann mit dem "Graf" und einem Mickey-Mouse-Pornoheft in ein Zimmer gesperrt und sie an giftigen Dämpfen schnüffeln lassen. Zum Glück gab es an diesem Freitagnachmittag zur selben Zeit auch Anti Flag. Die US-Punkband hat 25 Jahre Erfahrung in massentauglicher Politagitation: Im "FCK NZS"-T-Shirt rief Sänger Justin Sane zum Kampf gegen Rassimus, Sexismus, Homophobie, Islamophobie und vieles andere mehr auf. Danach waren alle Sümpfe trocken gelegt.

Trainingsanzug und Staatsbürgerschaft

Jugo Ürdens schlug bei seinem ersten Großfestivalauftritt gewissermaßen in dieselbe Kerbe – sexistisches Geblubber, das beim Rap nicht totzukriegen ist, einmal vorsichtig ausgenommen. Jugo Ürdens ist nach Voodoo Jürgens schon der zweite Musiker aus der Wienerstadt, der sich am alten Udo namentlich zu schaffen macht. Das ist natürlich geschicktes Marketing.

Der Jugo kann aber auch etwas. Mit Tempo und Sprachwitz rappt der gebürtige Mazedonier darüber, wie es ist, die österreichische Staatsbürgerschaft zu bekommen und beim Türsteher trotzdem ein Problem zu haben. Schwerpunktmäßig geht es um "DiesDas": Adidas-Trainingsanzüge, Autos, Jugo-Klischees, Bloggerinnen vom Gießhübl, die mit dem "schönsten Mann Wiens" ins Bett wollen. Da kam Stimmung auf.

Jugo Ürdens

Von Jonathan Davis, Sänger der Band Korn, konnte man das nicht wirklich behaupten. Es macht aber nichts. Der Mann hat sich mit seiner Stammband so viele Lorbeeren erworben, dass man ihm seine aktuelle Solonummer gerne abnimmt. Auf dem kürzlich erschienen Album "Black Labyrinth" hat sich Davis in alle möglichen Richtungen ausprobiert: Jazz-Metal, Worldmusic, es klingt psychedelisch, dann wieder hart, nie ganz langweilig, aber auch selten richtig spannend. Live hat Davis dafür eine feine Teufelsgeiger-Partie engagiert, der man gerne zusieht.

Holzfällerhemd und Geisterbahn-Tod

Headliner des Abends war die aus Kalifornien stammende Band Avenged Sevenfold. Sie ist benannt nach der biblischen Erzählung, wonach Kain den Abel erschlägt und Gott "siebenfache Rache" schwört, falls ihm jemand den Kain auch noch nehmen sollte. Das war es dann aber mit dem Religionsunterricht. Avenged Sevenfold üben sich seit ihrer Gründung im Jahr 1999 vielmehr als Nachlassverwalter von Guns N’ Roses. Das heißt: epischer Gesang von M. Shadows mit Bandana und Holzfällerhemd, ausufernd exzentrische Gitarrensoli von Buddy Synyster Gates, fette Bühnenshow.

Shows Live

Am Nova Rock zündeten sie ein Feuerwerk und unzählige Flammenwerfer, im Hintergrund liefen aufwendige Visualisierungen: Marionettentheater, Mohnblumen, die von Flugzeugen bombardiert werden, zur Hymne "Hail to the King" streckte ein riesiger Geisterbahn-Tod seinen Schädel in die Bühne herein. Hymnischer Höhepunkt: der Song "Nightmare". Als Ohrwurm-Zugabe gab es ein wunderbares "Unholy Confessions", wo Sänger M. Shadows den Charakter der Band – harter Metal, gebrochen mit melodischer Sanftheit – noch einmal durchexerzierte.

Das Publikum war begeistert, sparte sich aber auch Energien für Late-Night-Act Otto Waalkes. Der Komiker, der heuer seinen 70. Geburtstag feiert, strahlte übers ganze Gesicht als er mit "Otto"-Sprechchören empfangen wurde. Er dankte es mit seiner Band, den Friesenjungs, und intonierte Skihüttenhits, von "Marmor, Stein und Eisen bricht" über "Wir haben Grund zum Feiern" bis "Ein Stern, der deinen Namen trägt". Aber: "Wir sind hier bei Otto, nicht bei Ötzi." Außerdem sei er "kein Mann für eine Nacht" – so viel Zeit habe er gar nicht. Lustig war es immer. Alles Gute Otto! (Stefan Weiss, 16.6.2018)