Shenzen von oben.

Foto: Andreas Stockinger

Der Verkehr in Shenzen.

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Die Werbung in Shenzen.

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Der neue Audi Q8 in Shenzen.

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Shenzen – 200 Millionen Pkws gibt es derzeit in China, bald so viele wie in den USA. Pro Jahr kommen an die 30 Millionen neu hinzu, der Premium-Markt liegt bei zehn Prozent. Warum nicht 14 oder 15, ein mit Europa vergleichbarer Wert? Die rhetorische Frage stellte Audi im Umfeld der Q8-Weltpremiere in Shenzhen, sie macht deutlich: Der Hersteller will noch mehr, will den Absatz bis 2023 verdoppeln, auf 1,2 Millionen Fahrzeuge.

Wohlstand und Nachfrage

Die Pläne sind durchaus realistisch, denn der Wohlstand in China wächst im selben Maße wie die Nachfrage nach automobilem Untersatz und die Staus in den Megacities. Allein 300 neue Millionäre kommen täglich (!) hinzu, die obere Mittelklasse wird bis 2022 um 54 Prozent wachsen, überhaupt kommen bis dann 76 Prozent der Bevölkerung im Mittelstand an, mit Jahreseinkommen von 8000 bis 30.000 € (2000: vier Prozent).

Entsprechend niedriger ist der Altersschnitt der Kundschaft, mit 30, 35 Jahren liegt er weit unter den 50 plus, die in Europa üblich sind (Durchschnittsalter der A6-Klientel in China: 36,8 Jahre; in Europa: 58,5), und die sind allesamt überdurchschnittlich innovationshungrig, wollen das Aktuellste bei Digitalisierung und autonomem Fahren – einer Technologie, der in China 78 Prozent der Bevölkerung vertrauen (und nur 31 in den USA).

Premium-Primus

Audi ist seit 1988 im kommunistischen Riesenreich aktiv, war über Jahre Premium-Primus. 2017 konnte die profitable Ingolstädter VW-Tochter nach Anlaufschwierigkeiten die Auslieferungen auf 597.866 Autos (plus 1,1 Prozent) steigern und damit seine Position als Premium-Nummer eins behaupten (heuer waren es in den ersten vier Monaten 270.000). Damit ist der weltgrößte Automarkt für Audi ebenso der größte Einzelmarkt wie für BMW (595.020 Auslieferungen, plus 5,1 Prozent; Marke BMW: 559.270) und Mercedes (587.868, plus 25,9 Prozent).

BMW und Mercedes verkaufen inzwischen jedes vierte Auto in China, Audi gar jedes dritte. Das schafft gefährliche Abhängigkeiten, aber man ortet mehr Vor- als Nachteile. Nachvollziehbar, wenn das Geschäft derart brummt.

Sieben von zehn

Zudem sieht Audi China als "eine der treibenden Kräfte" (Markenchef Rupert Stadler) bei wichtigen Zukunftsthemen wie der E-Mobilität, man unterhält das nach Ingolstadt größte Entwicklungszentrum (280 Mitarbeiter, bald sind es 650), und die Kooperationen mit Hightech-Firmen wie Huawei (5G-Technologie) werden ebenso vorangetrieben wie lokale Produktionsvorhaben: Von zehn neuen SUVs (bis 2022) werden sieben auch in China gebaut, wobei der heuer startende Elektro-SUV e-tron 2020 ebenfalls im Reich der Mitte vom Band rollt. Spannende Aussichten. (Andreas Stockinger, 27.6.2018)