Österreichs Wirtschaftswachstum klettert weiter nach oben. Dadurch nimmt auch die Beschäftigung heuer "außergewöhnlich stark" zu, erwartet die OeNB.

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Wien – Fast nur gute Nachrichten hatte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) am Freitag für die heimische Wirtschaft. Im Dezember hatte die Notenbank für das laufende Jahr noch ein Wachstum von 2,8 Prozent prognostiziert. Nun gehen die Analysten der OeNB von einem Wachstum von 3,1 Prozent für 2018 aus. So stark war die heimische Wirtschaft auch 2017 gewachsen. "Wir sehen für Österreichs Volkswirtschaft insgesamt eine sehr positive Situation", sagte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny.

Starke Nachfrage

Österreichs oberster Notenbanker erklärte die positive Entwicklung mit einer starken Nachfrage sowohl im Inland als auch im Ausland. Die zu Jahresbeginn schwächelnde Nachfrage in den Nachbarländern Italien und Deutschland haben die osteuropäischen Nachbarländer kompensiert. Ein anderer Treiber des Wachstums sind die Investitionen. "Österreich hat nach Irland die zweithöchste Investitionsquote im Euroraum", sagte Nowotny. Das sei sehr erfreulich, weil dadurch "das Wachstumspotenzial und das Arbeitskräftepotenzial weiter steigen".

Allerdings ist die Nachfrage nach Arbeitskräften zuletzt schwächer gewachsen als das Angebot. "Der Arbeitsmarkt ist die Schattenseite der Hochkonjunktur", sagt Doris Ritzberger-Grünwald, die bei der OeNB die Hauptabteilung Volkswirtschaft leitet und damit für die Konjunkturprognose verantwortlich ist. Trotz Hochkonjunktur erwartet die Notenbank, dass die Arbeitslosenquote in diesem Jahr auf fünf Prozent zurückgeht, in den Folgejahren aber kaum mehr sinken wird. "Die Arbeitszeiten wachsen mehr als die Beschäftigungszahlen", erklärt Ritzberger-Grünwald, weshalb die Arbeitslosenquote trotz guter Beschäftigungssituation kaum fällt. Teilzeitbeschäftigte wechseln in Vollzeitstellen, die Menschen gehen durchschnittlich später in Pension.

Steigende Einkommen

Wer arbeitet, profitiert jedoch von der Hochkonjunktur. Real verfügbare Haushaltseinkommen sollen heuer und im kommenden Jahr jeweils um rund eineinhalb Prozent steigen. "Das liegt auch an den zuletzt guten Lohnabschlüssen", erklärt Ritzberger-Grünwald. Den OeNB-Chef stimmt dies zuversichtlich, dass Österreich bereits 2018 ein Nulldefizit beim Maastricht-Budgetsaldo erreichen könne. "Wir sind da optimistischer als das Finanzministerium", sagte Nowotny: "Die Steuereinnahmen legen deutlich zu und die Refinanzierung wird billiger." Die zehnjährigen Bundesanleihen lägen derzeit bei rund einem Prozent, die abreifenden im Schnitt bei drei Prozent. (luis, 16.6.2018)