Der X-Adv ist quasi der SUV unter den Rollern. Er hat die Gene eines Scooters und jene eines Offroad-Gefährts und ist somit eine eigenwillige und auch stolze Mischung aus beidem.
Das heißt: niedriger und gemütlicher Sitz, kleine Räder, aber große Stollen und ein Motor, der auch mancher Big Enduro zur Freude gereichen würde – auch wenn der X-Adv ebenso selten Schotter sehen wird wie eine Reiseenduro oder ein SUV. Doch zurück zur Technik:
Oben drauf gibt es, ganz Honda-eigen, ein Doppelkupplungsgetriebe. Die Gänge werden also entweder blitzschnell automatisch gewechselt oder am linken Lenkerende fingerdirigiert. Auffallend ist die gelungene Abstimmung der Schaltzeitpunkte. Musste man bei den ersten Doppelkupplungsgetrieben von Honda auf Motorrädern unbedingt in den Sportmodus schalten, um nicht wahnsinnig zu werden, ist man jetzt auch im Normalmodus bestens bedient.
Die Sitzposition passt für die flotte Hatz in der Stadt ebenso wie für die lange Tour am Wochenende. Und der 745 Kubikzentimeter große Zweizylinder mit seinen 55 PS schafft ebenfalls beides ganz locker. Kommt dann auch noch ein Schotterwegerl dazwischen, ist man im Paradies. Die Sitzhöhe von 820 Millimeter nimmt zudem auch ein wenig der Angst, wenn es ins Offroad geht. Damit sitzt man deutlich niedriger als auf einer Big Enduro – gleichzeitig aber höher als auf den meisten Rollern.
Innovativ ist auch das Display. Vorbei sind die Zeiten, wo der stoisch bei 7.300 Umdrehungen verharrende Drehzahlmesser auf einem Variomatic-Scooter der letzte Schrei war. Beim X-Adv ist inzwischen alles digital, und die dargebotenen Informationen sind überkomplett. Nimmer lang, und man kann bei der Ampel den STANDARD lesen.
Auch die Mode, bei der man erst den Schlüssel in die Lampe, später in die Gabelbrücke steckte, ist vorbei. Der Schlüssel bleibt im Sack, und man startet keyless wie beim Auto. Das funktioniert auch ebenso problemlos wie dort, wenn man sich nur einmal mit der Bedienung des Dreh-drück-Schalters vertraut gemacht hat.
Die Fahrerei ist übrigens eine größere Hetz, als man sich das im ersten Moment vorstellen mag. Das liegt zum einen an der Kombination von gemütlicher Sitzerei und doch ehrlichem Antrieb, zum anderen an dem gelungenen Fahrwerk, das so gar nichts mit einem polternden Scooter gemein hat, sondern viel mehr an eine sportliche Enduro erinnert.
Die Stoppelreifen haben am Asphalt wie im Gelände genug Grip, dass man sich dort wie da davor hüten sollte, sich erwischen zu lassen. Was auch zur Folge hat, dass man bei der kleinen Wochenendtour immer wieder auf moderat bediente Motorräder aufläuft. Die wollen das anscheinend gar nicht, von einem SUV-Scooter durchgereicht zu werden.
Man muss also manchmal Haken schlagen, schnell reagieren, denn wo einem einer ein Türl zumacht, geht wo anders eines auf. Da ist man mit den kleinen Rädern bestens bedient, die reagieren blitzschnell und mit wenig Druck am Lenker auf einen neuen Befehl. Ratzfatz. Ersta!
Aber nicht, dass Sie mich falsch verstehen. Der X-Adv ist keine Rennmaschine. Aber er ist halt auch kein öder Roller. Und da ist dann auch die Krux. Mit einem Code 111, also der einfachen B-Schein-Erweiterung, darf man diesen Honda-Roller nicht fahren. Man braucht schon einen A-Schein. Der zweite kleine Haken: 12.690 Euro. So viel kostet der X-Adv. (Guido Gluschitsch, 13.7.2018)
Technische Daten Honda X-Adv
(Herstellerangaben)
Preis: 12.690 Euro
Motor: Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor
Hubraum: 745 ccm
Leistung: 40 kW, 55 PS
Drehmoment: 68 Nm
Getriebe: 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Vmax: 171
Verbrauch: 3,7 Liter/ 100 km
Bereifung:
Vorne: 120/70-17
Hinten: 160760-15
Radaufhängung:
Vorne: 41 mm USD-Gabel
Hinten: ProLink-Schwinge
Bremsen:
Vorne: 296 mm Doppelscheibe, 4-Kolben, ABS
Hinten: 256 mm Einscheibe, Einkolben, ABS
Gewicht: 238 kg
Sitzhöhe: 820 mm
Bodenfreiheit: 162 mm
Tankinhalt: 13,1 l
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