Wien – Mit drei Stücken von William Shakespeare und einer Wiederaufnahme des Dokumentartheaters The Summit / Der Gipfel über die Kaiserkonferenz vor 1.710 Jahren geht das Festival Art Carnuntum heuer ab 29. Juni in seine 29. Auflage. Für das 30-Jahr-Jubiläum 2019 gibt es größere Pläne – "wenn die Götter wollen", wie es Impresario Piero Bordin heute bei der Programm-Präsentation formulierte.

Das Londoner Globe Theatre kommt zum zehnten Mal nach Carnuntum. "Das ist mehr eine Zusammenarbeit als ein bloßes Gastspiel", erklärte Bordin. Im Gepäck haben die Briten drei Stücke, die ein Regisseur (Brendan O'Hea) mit einem einzigen Ensemble erarbeitet hat: The Merchant Of Venice (29. 6.), The Taming Of The Shrew (30. 6.) und Twelfth Night or What You Will (1. 7.).

Das Publikum wählt per Stimmzettel

Letzteres, nämlich Was ihr wollt, ist auch das Motto für eine Voters Choice-Matinee am Samstag, 30. Juni (14 Uhr): Das Publikum wählt per Stimmzettel jenes der drei Stücke, das es sehen will. Laut Bordin ist bisher der Kaufmann von Venedig deutlicher Spitzenreiter auf der Wunschliste des Londoner Publikums (und im Vorverkauf auch hierzulande am stärksten nachgefragt).

Die Abstimmung sei auch als Anspielung auf die Brexit-Entscheidung des britischen Wähler zu verstehen, erläuterte Bordin, der hofft, dass ein vollzogener Brexit dennoch ohne Auswirkungen auf künftige Gastspiele bleiben wird. "Es wird sicher nicht leichter, aber ich hoffe, dass es weitergeht. Shakespeare ist ja niemand, der nur den Engländern gehört, sondern europäisches Kulturgut." Im Kulturerbejahr 2018 fühlt man sich in Carnuntum daher besonders bestärkt, zumal man 2014 von der Europäischen Kommission des "Europäische Kulturerbesiegel" erhalten hat.

Theater mit Picknick

Gespielt wird im Amphitheater von Petronell-Carnuntum, in dem ein Zelt aufgebaut wird, natürlich auf Englisch. "Es ist ideal, um das Globe kennenzulernen, ohne nach London fahren zu müssen. Es sind ganz hervorragende Schauspieler und kommt dem Original sehr nahe. Und man kann vorher Picknick machen", warb Bordin für das gebotene "Feuerwerk an Authentizität und Qualität".

Ergänzt wird das Festival-Programm, das laut Bordin vom Land Niederrösterreich mit 198.000 Euro gefördert wird, am 3. August mit der Wiederaufnahme von The Summit / Der Gipfel. Mit seinem auf Deutsch gespielten Dokumentartheater mit TV-Moderator Gerald Gross als Protagonist will der Theatermacher an die von Diokletian einberufene Kaiserkonferenz des Jahres 308 erinnern, bei der die Zukunft des römischen Reiches besiegelt und die Anerkennung de Christentums eingeleitet wurde. Bordin ist sich sicher: "Es war ein Ereignis, das unsere Welt veränderte und bis heute prägt." (APA, 14. 6.2018)