Handball-Star Nikola Bilyk führt Österreich zur dritten WM in diesem Jahrzehnt.

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Alex Hermann bekam immer wieder Prügel am weißrussischen Kreis, ließ sich aber nicht davon abhalten, mit sechs Toren zum Topscorer zu avancieren.

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Hatte sein Team wie so oft perfekt eingestellt: Teamchef Patrekur Johannesson.

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Party-Time in Kagran.

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Wien – Der Typus des österreichischen Sportfans geht in Massen nur zu Spielen, wo es (international) etwas zu gewinnen gibt. Der Fußball macht hierzulande eine Ausnahme. Ansonsten herrscht in Österreichs Sportlandschaft bei Misserfolgen Geisterstimmung. In Wien hat der geneigte Schönwetter-Sportinteressent die Eishackler, Thiem und das Handball-Nationalteam zur Auswahl.

Und Letzteres hat wieder einmal Historisches geschafft. Mit einem 31:26 (13:16) gegen Weißrussland qualifizierten sich Österreichs Handball-Männer für die WM 2019 (9. bis 27. Jänner) in Deutschland und Dänemark. Das reichte nach einem Remis im Hinspiel.

Horror-Halbzeit eins

Dabei bahnte sich nach dem Anpfiff Böses an: Weißrussland war wach, Österreich nicht ready. Das Ergebnis: Ein 0:3-Rückstand nach zwei Minuten. Nach kurzer Schadensbegrenzung – 3:5 nach sieben Minuten nach Treffern von Bozovic, Bilyk und Klopcic – waren die Gäste Herr im Haus vor 4000 Zuschauern in der Eishalle zu Kagran. Österreichs Handballer zerschellten an einer gnadenlosen weißrussischen Wand, nach 15 Minuten zog Teamchef Johannesson mit einer Auszeit die Notbremse. Durchschnaufen. Der Horror hielt an: Bis zum Goal zum 5:8 blieb das ÖHB-Team neun Minuten ohne Torerfolg.

Nach dem Remis im Hinspiel war man auf aggressive Weißrussen eingestellt, ein kleiner Trost für Österreich: Topwerfer Kulesh gab nach einem Mittelhandknochenbruch kein Blitz-Comeback.

Die Wende

Bis zur Pause bewiesen Österreichs Handballer ihre Kämpferqualitäten, verkürzten durch überlebensnotwendigen Input von Zeiner und Zifkovic auf 13:16. Die Halbzeit-Bilanz: 11 bittere Fehlwürfe, eine strauchelnde Verteidigung und zwei österreichischer Keeper (Pilipovic, Bauer) die noch nicht in Hochform agierten.

"Durch ihren Paradeklub Brest haben die Weißrussen viel Champions-League-Erfahrung", hatte Teamchef Johannesson vor der Partie noch gewarnt. Im Gegensatz dazu war Österreich nur durch das Kiel-Duo Bilyk/Santos vertreten. Letzterer hatte nach langer Zwangspause wenig Spielpraxis, Torausbeute: null.

In der zweiten Halbzeit kam ein anderes Österreich aus der Kabine. In der elften Minute erlöste Alex Hermann Österreich mit dem Ausgleich zum 19:19, richtig laut wurde es erstmals bei einem Kontertor durch Frimmel zum 20:19. Von diesem Zeitpunkt dominierte Österreich und ließ Weißrussland nicht mehr zurück ins Spiel.

Die tolle Bilanz

Die Achse Bilyk–Hermann–Zikovic funktionierte im Angriff immer besser, Tormann Bauer hatte in den letzten 15 Minuten einige unglaubliche Paraden, Österreich rollte in seiner Euphorie mit vier, fünf und am Ende sogar sechs Toren Vorsprung über verzweifelt verteidigende Weißrussen hinweg. Plötzlich war jeder Wurf ein Treffer. Der Schlüssel zum Sieg war aber die bessere Abwehrleistung in der zweiten Halbzeit. Die 4000 Zuschauer feierten mit Gigi D'Agostino und dem Team eine WM-Party.

Kurz einmal die Augen reiben, ja das ist die Realität. Handball-Österreich hat sich in diesem Jahrzehnt zum dritten Mal nach 2011 und 2015 für eine WM qualifiziert, drei EM-Teilnahmen (2010, 2014, 2018) kommen dazu. Bemerkenswert! (Florian Vetter, 13.6.2018)

WM-Qualifikation, Playoff-Rückspiel, Mittwoch

Österreich – Weißrussland 31:26 (13:16)
Wien, Erste-Bank-Arena, 4.000 Zuschauer

Hinspiel 28:28, Österreich mit dem Gesamtscore von 59:54 für die WM 2019 in Deutschland und Dänemark (19. bis 27. Jänner) qualifiziert