Mit der neuen Marktordnung will die Stadt einen Ausgleich zwischen Gastronomie und Lebensmittelverkauf schaffen.

Foto: Ayham Yussef

Wien – Mit dem Ziel, den Lebensmittelhandel auf den Wiener Märkten zu schützen, aber auch "ein klares Bekenntnis zur Gastronomie" abzugeben, präsentierten Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) und der grüne Marktsprecher Rüdiger Maresch eine neue Marktordnung.

Im Fokus der Neuregelung steht die Neuaufteilung der Standkategorien. Die für Märkte zuständige Stadträtin hatte vergangenes Jahr die "Notbremse" gezogen und ordnete das vorläufige Aus für neue Gastrobereiche bei Lebensmittelständen an. Bei neuen Standübernahmen wurde die in den sogenannten Nebenrechten enthaltene Möglichkeit von acht Verkostungsplätzen nicht mehr genehmigt. Über die "Hintertür" der Nebenrechte sei die Beschränkung, dass nur ein Drittel des Markes als Gastro vergeben werden konnte, umgangen worden, erklärte Sima am Mittwoch.

Mehr Gastrobereiche

Diese bisherige Grauzone sei nun geregelt worden und eine neue Kategorie für die Nebenrechtebetreiber eingeführt. Bisher konnte ein Stand als Gastronomiebetrieb oder als Lebensmittel- und Warenstand angemeldet werden. Auch die Marktquote wurde geändert: So dürfen maximal 40 Prozent des Marktes als Gastronomie geführt werden – eine Erhöhung um rund sieben Prozentpunkte. 40 Prozent können zudem mit Nebenrechten ausgestattete Lebensmittelstände sein, also Händler, die acht Verkostungsplätze anbieten.

Mindestens 20 Prozent des Markes entfallen auf Verkaufsstände ohne Ausschank, allerdings darf der Bezirk für jeden Markt innerhalb dieses Rahmens eigene Regeln festlegen – beispielsweise den Anteil an Gastro und Ständen mit Ausschank zugunsten des Handels verringern. "So kann individuell auf die Bedürfnisse der Märkte eingegangen werden", sagte Sima.

Längere Öffnungszeiten

Mit den neuen Standkategorien kommt eine Tarifreform. Während die Kosten für den Handel gleich bleiben, steigen die Gastrotarife um zehn Prozent. Nebenrechtenutzer liegen preislich dazwischen. Für einen Gastrostand mit 33 Quadratmetern am Naschmarkt werden monatlich statt 311,64 Euro 343,04 Euro zu zahlen sein. Ein Lebensmittelstand am Meidlinger Markt mit einer Fläche von 48 Quadratmetern wird weiterhin 312,96 Euro kosten. Gibt es Ausschankplätze, steigt der Tarif für den Stand auf 354,48 Euro. Dafür werden die Öffnungszeiten angepasst.

Damit die Märkte keine Nachteile gegenüber Supermarktketten mehr haben, sollen sie werktags bis 21 Uhr, samstags bis 18 Uhr verkaufen dürfen. Die Gastronomie darf bis maximal 23 Uhr geöffnet haben. Um dem Leerstand auf den Märkten entgegenzuwirken, sind Kernzeiten vorgesehen. Werktags müssen die Stände von 15 bis 18 Uhr, am Samstag von 8 bis 12 Uhr geöffnet sein. Am Sonntag wird es weiterhin keinen Betrieb geben.

Rauchverbot und konsumfreie Zonen

Um Wiens Märkte "als soziale Drehscheibe" zu erhalten, kann der Bezirk konsumfreie Zonen errichten – sprich Tische und Bänke aufstellen, so Maresch. In allen Innenräumen wird ein Rauchverbot kommen. Der Verkauf von Käfigeiern und Pelzen ist untersagt.

Neu geregelt wird auch die Standvergabe: Neuzuweisungen werden auf 15 Jahre beschränkt – mit Verlängerungen um zehn Jahre. Um "Fantasiezahlen in Millionenhöhe" zu unterbinden, sind Ablösen nur mehr auf "nachweisbare Investitionen" möglich, sagte Sima. Nach einer achtwöchigen Begutachtung soll die neue Marktordnung im Oktober in Kraft treten. Ausgegliedert wird künftig der Großgrünmarkt. Er soll von der Wien-Holding geführt und als Warendrehscheibe weiterentwickelt werden. (Oona Kroisleitner, 13.6.2018)