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Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat einen Imagewandel hingelegt.

Foto: /REUTERS/Kevin Lim/The Straits Times

Über große persönliche Routine auf dem internationalen Parkett mag Kim Jong-un bisher nicht verfügt haben. Doch seit den Olympischen Spielen im Februar in Südkorea – wohin er seine Schwester entsandte – und dann erst recht, seit er im April Hand in Hand mit Südkoreas Präsident Moon Jae-in die innerkoreanische Grenze überschritt, ist klar: Der nordkoreanische Diktator hat ein formidables Gespür für Inszenierung – und er hat gute PR-Berater. Das wurde auch am Dienstag beim Treffen mit US-Präsident Donald Trump in Singapur deutlich.

Seit der heute 34-Jährige am 17. Dezember 2011 die Nachfolge seines Vaters Kim Jong-il an der Spitze Nordkoreas angetreten ist, hat er sich den Ruf als böser Bube der internationalen Politik erworben. Doch dieses Image will er nun ändern. Und die kontinuierliche PR-Arbeit scheint zumindest in Südkorea Früchte zu tragen – was auch Umfragen bestätigen.

Dabei ist der Enkel von Staatsgründer Kim Il-sung bisher vor nichts zurückgeschreckt, um seine Macht zu festigen. So ließ Kim, der seine Kindheit und Jugend zeitweise unter falschem Namen in der Schweiz verbrachte, 2017 seinen Halbbruder Kim Jong-nam liquidieren. Vier Jahre davor hatte er seinen Onkel Jang Song-thaek exekutieren lassen. Solche brutalen Maßnahmen werten Beobachter als Zeichen für Machtkämpfe in der Führungsstruktur Pjöngjangs: Kim setze stets mit voller Härte eindeutige Signale, was manche als Stalin-Methoden bezeichnen.

Auch der Umstand, dass rund hundert tausend Landsleute in Arbeitslagern interniert sind, passt nicht zum neuen Image, das Kim sich zulegen möchte. Das Volk ist zudem ständig Opfer von Repression, Mangelwirtschaft und Hungersnöten.

Außenpolitisch galt Kim bisher als Faktor für Instabilität und Kriegsgefahr. Unbeeindruckt von Drohungen der internationalen Gemeinschaft trieb er sein Atomprogramm so weit, dass "little rocket man" (Copyright Donald Trump) mittlerweile einhellig als überregionale Gefahr eingeschätzt wird. Das könnte sich – zumindest in Nuancen – ändern, da Kim nun auch starkes Interesse am Wiederaufbau der Wirtschaft des Landes erkennen lässt.

Über Kims Privatleben ist, wenig überraschend, nicht viel bekannt. Ab und zu zeigt er sich mit seiner Frau Ri Sol-ju, einer früheren Sängerin, die aus einer privilegierten Familie stammen soll. Gemeinsam sollen sie, so vermutet der südkoreanische Geheimdienst, drei Kinder haben. (Gianluca Wallisch, 12.6.2018)