Wien/Jerusalem – Kurz vor dem Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem haben die Gedenkdiener ihren Protest beendet. Der Gedenkdienstleistende Dominik Sölkner teilte der APA Sonntagfrüh mit, dass es Gespräche mit der Regierung über die Finanzierung des Vereins gebe.

"Als Verein freuen wir uns sehr, dass die Bundesregierung die Probleme, mit denen unsere Freiwilligen konfrontiert sind, ernst nimmt und daran interessiert ist, eine Lösung zu finden", sagte Sölkner. Die Regierung habe Handlungsbedarf eingeräumt. "Als Zeichen guten Willens haben wir unseren Gedenkdienstleistenden in Yad Vashem gebeten, am heutigen Besuch des Bundeskanzlers teilzunehmen."

Gedenkdienst über Gesprächsnagebot erfreut

Der Verein Gedenkdienst" der die Entsendung von Gedenkdienern organisiert, hatte am Freitag angekündigt, seine Tätigkeit einzustellen. Grund sei die nicht ausreichende Finanzierung. Der Gedenkdienst ist wie der Zivildienst ein Wehrersatzdienst und kann zwölf Monate an Holocaust-Gedenkstätten im Ausland geleistet werden. Die Auswahl der "Diener" treffen die Vereine Gedenkdienst und Österreichischer Auslandsdienst. Ersterer betreut aktuell rund 20 Personen, insgesamt gibt es etwa 60 Gedenkdiener. Ein dritter Verein hat schon im Vorjahr seine Tätigkeit eingestellt.

Nun wurde zwar vergangenen Herbst die finanzielle Unterstützung für Auslandsfreiwilligendienste durch das Parlament einstimmig von 700.000 auf 1,2 Millionen Euro erhöht, doch habe sich individuell nichts verbessert, beklagte der Verein Gedenkdienst am Freitag. Anstatt die Plätze einzuschränken und auf ihre Sinnhaftigkeit zu überprüfen, seien mehr Gedenk- und Sozialdiener genehmigt worden. Als Zeichen des Protestes wollten die drei aktuellen Gedenkdienstleistenden den Besuch von Bundeskanzler Kurz und Bildungsminister Heinz Faßmann (beide ÖVP) an der Gedenkstätte Yad Vashem am Sonntag nicht begleiten.

Österreich beteiligt sich an Bau von Shoa Heritage Center

Sonntagfrüh hieß es nun: "Für uns als Verein Gedenkdienst ist es positiv, dass es Gespräche geben wird und wir hoffen, dass wir gemeinsam mit der Bundesregierung und den zuständigen Stellen zu einer Lösung kommen, die es dem Gedenkdienst ermöglicht, weiterhin engagierte junge Menschen zu entsenden und diese wichtige gedenkpolitische Arbeit verrichten zu lassen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen um Gedenkdienst langfristig zu sichern."

Anlass für den Besuch von Kurz in Israel ist das Gedenkjahr 1938/2018. Die erste Station seiner Reise war Yad Vashem. Die Republik Österreich will sich mit einer Million Euro am geplanten Bau eines neuen Shoah Heritage Collections Center beteiligen, teilte das Bundeskanzleramt mit. Dies werde im kommenden Ministerrat beschlossen. Dieses neue Zentrum soll einen wichtigen Beitrag zur fortgesetzten Erforschung des Holocaust leisten. Österreich habe einen besonderen Bezug zu Yad Vashem. In der Regierungserklärung habe sich Österreich zu seiner Mitschuld und Verantwortung bekannt. (APA, 10.6.2018)