Es passt schon, wenn sich Ihr Mitleid in Grenzen halten wird. Immerhin ist die Einteilung für den BMW i8 Roadster im Grunde ja der Lottosechser. Sogar einer mit Zusatzzahl, wenn man es genau nimmt. Und für einen Sechser mit Zusatzzahl gibt es eben ganz genau nichts. Nicht einmal Mitleid.

Der BMW war eindeutig der Publikumsliebling.
Foto: Guido Gluschitsch

Aber der Reihe nach. Für die Anreise an einem der verkehrsstärksten Frühsommer-Wochenenden nach Italien ist ein Supersportler ja nicht unbedingt die erste Wahl. Denn die 700 PS werden nur von der Anzahl der eh schon angefressenen Exekutivorgane übertroffen. Da rechnet demnächst das Navi das Randi mit dem Audi der Zivilen schon mit ein.

Wenn man die Anreise also in einem Wagen machen kann, der kein Supersportler sein will, hat man schon einmal gewonnen. Plug-in-Hybrid als Antriebsform stört auch nicht weiter, nur die 374 PS muss man doch noch zügeln.

Vor dem Fels oben bei Castelmonte.
Foto: Guido Gluschitsch

Der BMW i8 Roadster pfeift aus den Mautstellen in Slowenien raus, dass mancher Motorradfahrer am liebsten voller Zorn den Helm zu Boden schmeißen würde. Die Kombination aus dem E-Motor vorne, der die Vorderräder mit 143 PS versorgt, und dem Benziner im Heck (231 PS für die Hinterräder) ist eine feine, moderne Mischung aus permanent abrufbarem Drehmoment und jeder Menge Leistung.

Ja, wirklich der i8 will kein Sportler sein. Darum gibt es auch keinen Sportmodus, sondern nur Eco Pro und Comfort.

Intelligenter Antrieb im BMW: drei Zylinder und ein Elektromotor.
Foto: Guido Gluschitsch

Schaltet man aber den Ganghebel auf Sport, dann springt sofort der 1,5 Liter große Dreizylinder an, und das Display färbt sich gefährlich rot. Böse knurrt das Dreibein. Wie ein großer Sechszylinder brüllt er fast schon bei Beschleunigungsorgien. Sonst fährt sich der i8 aber äußerst kommod. Man spürt sofort: Sein Metier ist die Gerade, nicht die Kurve.

So war die feinste Anreise sicher die im Hybrid-BMW. Und unten im Friaul, wo die engen Kurven sind, haben mir die Kollegen den Plug-in-Propeller eh gleich aus der Hand gerissen und mir ihre Schlüssel in die Hand gedrückt.

Das Mäusekino des i8 Roadster.
Foto: Guido Gluschitsch

Aber es ist halt nicht alles Gold, was glänzt. Im Fall vom BMW ist es nämlich Zimt. Cinnamon heißt die Farbe, die zwar auffällig ist, aber nicht meine persönliche erste Wahl wäre. Und ganz ohne Anreise-Erlebnisse ging es dann doch nicht. Beim Supermarkt leerte einer seinen Wocheneinkauf ins Auto, als er neugierig reinschaute, und an der Tankstelle machte sich ein Experte über mich lustig, als ich nach dem Zapfhahn griff: "Der Trottl wü a Stromauto tanken!"

Vorne Elektro, hinten Dreizylinder.
Foto: Guido Gluschitsch

Aber es kommt noch dicker. Die Kollegen waren selbst nach der Kurvenhatz sehr begeistert vom i8. Sollte ich mich geirrt haben? Ist das jetzt auch noch die Zusatzzahl?

Was blieb mir also übrig, als den Heimweg über den Predilpass zu bestreiten? Fazit: Hätte der i8 Roadster noch mehr Grip auf der Vorderachse, bräuchte mir niemand mehr kommen und erklären, das sei kein waschechter Sportwagen. Hybridantrieb und Dreizylinder hin oder her.(Guido Gluschitch, 14.6.2018)

Foto: Guido Gluschitsch

ZWEITE MEINUNG

Spektakel ist sein zweiter Name. Die Schmetterlingstüren. Das Design. Die Farben. Keine Frage: Geht es um Auffälligkeit, schlägt der i8 alle anderen Supertest- Teilnehmer, Autos wie Lenker. Und sonst? Er fährt sich ein wenig wie auf Stelzen, der schmalen 20-Zöller wegen, dann aber doch überraschend sportlich, obwohl er – trotz 374 PS – gar nicht vorgibt, ein echter Sportwagen zu sein. BMW geht es um zukunftsweisendes Draufgängertum. Und. Das. Hat. Er. Locker. Drauf. (stock)