Glaubt man der roten Kampagne aus dem Vorjahr, dann ist "Birgit gegen Scheißjobs". Jetzt mag der Job als SPÖ-Landeschefin alles andere als unterbezahlt sein, in die Kategorie undankbar fällt er aber allemal. Knapp zwei Jahre ist es her, dass Birgit Gerstorfer ihre Position als allseits geschätzte AMS-Landesleiterin mit dem roten Chefsessel getauscht hat. Ein heikles Match für die leidenschaftliche Tennisspielerin.

Die eigene Mannschaft lag nach der Landtagswahl völlig zerstört am Boden, selbst zum Wunden lecken schien die Kraft zu fehlen. Ein Rekordtiefstand von 18,4 Prozent, der zweite Platz in einem Industriebundesland dahin und nur mehr mit einem Landesrat in der Regierung – Gerstorfer war dennoch gewillt, zum Aufschlag anzusetzen. Und in ein Spiel zu gehen, ohne die Regeln oder gar die Taktik des Gegners zu kennen. Sich ohne rote Hausmacht und politische Erfahrung auf den Sandplatz zu wagen, kann man als mutig bezeichnen – oder als naiv. Wer heute noch beim Tennisverein Untergschieß die Filzkugel schupft und morgen beim French Open serviert, lebt mit dem Risiko, grandios zu scheitern.

Ein wenig Kante

Doch noch steht Birgit Gerstorfer am Platz. Die rote Chefin hat sich in den letzten zwei Jahren durchaus als Kämpferin bewiesen. Etwa als die schwarz-blaue Landesregierung den Sparstift auch im Sozialbereich ansetzte und sich Gerstorfer entsprechend vehement, und letztlich durchaus erfolgreich, dagegenstemmte. Dieser Punkt ging klar an die politische Quereinsteigerin.

Doch von einem klaren Spielerprofil ist Gerstorfer auch nach zwei Jahren immer noch weit entfernt. Auf die entscheidende Frage, wohin man eigentlich will, gibt es immer noch keine Antwort. Entscheidend wird aber sein, wieder eine echte Landespartei zu werden. Eine Partei, die sich in die Bezirke traut und wieder lernt zu hören, was die Oberösterreicher beschäftigt. Eine Landespartei braucht landespezifische Themen. Sich Bundesthemen umzuhängen und zu glauben, dass alleine zehn Geboten gegen Schwarz-Blau reichen, damit die abtrünnigen Jünger wieder scharenweise am roten Gebetskreis teilnehmen ist ein bedenkliches Zeichen politischer Hoffnungslosigkeit.

Interne Probleme

Doch das Problem liegt nicht nur beim Wähler. Der Gegner sitzt im Fall der SPÖ Oberösterreich immer noch in den eigenen Reihen. Gerstorfer ist es bislang nicht gelungen, die Partei zu einen. Die Lager etwa rund um den Linzer Bürgermeister Klaus Luger bestehen nach wie vor. Auch wenn es zur Zeit auffallend ruhig ist – Luger sitzt am roten Knopf. Und wird auch in Zukunft nicht davor zurückschrecken, diesen zu drücken, sollte der parteiinterne Frust zu groß werden.

Im Gegenzug dazu steht Gerstofer immer noch relativ alleine da. Eine "Birgit-Task Force", die im Fall der Fälle ausrückt und den rebellierenden Brüdern deutliche Signale entgegensetzt, gibt es auch nach zwei Jahren an den Parteispitze nicht. Was etwa angesichts der, von der der Parteispitze nun verordneten, Zusammenlegung mehrerer roter Bezirksstellen und dem daraus resultierenden Ärger heikel werden könnte.

Von "Spiel, Satz und Sieg" ist Birgit Gerstorfer am Tag ihrer ersten Wiederwahl noch weit entfernt. Aber zumindest hält sich die erste Frau an der Spitze der oberösterreichischen SPÖ tapfer im Spiel. Strauchelt zwar mitunter, wirkt dann und wann angeschlagen, hat Probleme im Team. Doch noch ist die Motivation nicht dahin. (Markus Rohrhofer; 09. 06. 2018)