Foto: Hugo Holger Schneider
Ist bei "Deep Friday" mit dabei: Perera Elsewhere.
Foto: Hugo Holger Schneider

Freitag, 8. Juni

"Deep Fridays" heißt das neue Versuchslabor der Wiener Festwochen bei dem Performance, Musik und Video zu einer Art (Gesamt-) Partykunstwerk verschmelzen. Vorige Woche pilgerten bereits mehr als 1000 Besucher in die Gösserhallen unweit des Hauptbahnhofs, damals sang unter anderem Poppapst Diedrich Diederichsen im queer-feministischen Chor.

Diesen Freitag wird es in den Hallen mit Naomi Rincón Gallardos steilem "Formaldehyde Trip" deutlich psychedelischer. Im Zentrum steht die Unterweltsreise der 2010 ermordeten Aktivistin Bety Cariño – erzählt von einem im Reagenzglas eingelegten Axolotl. Das ergibt referenztechnisch durchaus Sinn, lässt aber trotzdem "Tanz der Vampire" auf Acid-Assoziationen aufkommen. Auch mit dabei: Perera Elsewhere aus London.

Anders experimentell geht es in der Alten Schmiede bei Azephal + Aleph zu. Mike Cooper verfremdet sein berühmtes Steel-Gitarren-Spiel digital und schafft Klangflächen, die mal Richtung Ambient, mal Richtung Folk abdriften. Danach ringt Turntablist dieb13 seinen Plattenspielern entrische Klänge ab, sodass man meint, Satan persönlich ächzen zu hören – das ist aber nichts Schlechtes.

Samstag, 9. Juni

Weil Ikea für schnelle Lösungen bekannt ist, wird jetzt auch Rudolfsheim-Fünfhaus Opfer einer dreiwöchigen Turbogentrifizierung. Im Rahmen von hej 1150 – dein IKEA Grätzlfest kann die Anwohnerschaft – oder wahrscheinlicher: jeder Klapprad-Besitzer Wiens – lebenswichtige Skills wie den Bau von Minigolfbahnen erlernen. Fairerweise sei gesagt, dass das Musikprogramm des samstäglichen Kick Off-Events sehr anständig ist: Die großartige Rapperin Duffy Sylejmani vom Kollektiv Femme DMC, der bezaubernde Schmusechor, sowie Violetta Parisini und Sixtus Preiss, ausnahmsweise im Duo, verwandeln den Schwendermarkt in ein musikalisches Bällebad. Am Abend bringt Sample-König Kurt Razelli dann den Austro-Trash ins brick-5.

Weiters tobt sich das Meat-Market-Kollektiv beim Meat Fest gleich in zwei Clubs aus – die Grelle Forelle und das benachbarte Werk werden im Zeichen fescher Männer, des Fleisches und harten Technos stehen. Auch der Darkroom ist größer als sonst. Wer Techno bei Tageslicht und in einer etwas sanfteren Spielart vorzieht, finde sich in der Creau ein. Deep Baked laden den Kölner Barnt ein – ab 14.00 darf unter freiem Himmel getanzt werden. (Amira Ben Saoud, 7.6.2018)