Wien – "Public Value" war das Zauberwort, um das sich am Mittwoch bei der Präsentation des "ORF-Kultursommers 2018" alles drehte. Am Vorabend der Medienenquete, bei dem auch der öffentlich-rechtliche Sender auf dem Prüfstand steht, demonstrierte man in aller Ausführlichkeit, wie ernst man den Kulturauftrag nimmt: Rund 160 Übertragungen von 35 heimischen Festivals stehen auf dem Programm.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz verwies darauf, dass kürzlich Anna Netrebko (und die Übertragung des Sommernachtskonzerts der Wiener Philharmoniker) mehr Zuschauer erreicht habe als Wladimir Putin (im Primetime-Interview mit Armin Wolf). Die Befragung von bisher rund 9.000 Österreichern auf einer Bus-Tour durch das Land habe ergeben: "Ganz viele haben gesagt, dass sie das Kulturangebot schätzen und gerne mehr davon hätten." Der ORF lässt sich nicht lange bitten: Über 200 TV-Programmstunden und mehr als 300 Stunden Radioprogramm allein auf dem Kultursender Ö1 sind in diesem Sommer geplant.

"Zwei schwierige Stücke" stehen auf dem Programm

Künstler und Kulturmanager wie die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler, Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher oder Grafenegg-Intendant Rudolf Buchbinder waren zu der von Barbara Rett moderierten Veranstaltung im Kursalon Hübner im Wiener Stadtpark gekommen, bei der man sich beredt über die Zusammenarbeit freute und so manche musikalische Einlage zum Besten gab. Der ORF sei eine wunderbare Verbindung in das restliche Land, schwärmte etwa die Bregenzer Festspiel-Intendantin Elisabeth Sobotka, denn "manchmal fühlt man sich hinter dem Arlberg etwas einsam". Mit den beiden Opern "Beatrice Cenci" und "Das Jagdgewehr" würden heuer "zwei schwierige Stücke" übertragen.

Von den Salzburger Festspielen überträgt ORF 2 die Opern "Die Zauberflöte" (Regie: Lydia Steier) und "Salome" (Regie: Romeo Castellucci) jeweils live-zeitversetzt. Gleich vier aktuelle Inszenierungen aus der Wiener Staatsoper sind alleine im Juni im ORF zu sehen. Neben den drei Verdi-Opern "Simon Boccanegra", "Rigoletto" und "La Traviata" auf ORF 3 gibt es am nächsten Donnerstag Webers "Der Freischütz" drei Tage nach der Premiere live-zeitversetzt auf ORF 2. Kostproben daraus gab es bei der Präsentation von Andreas Schager und Daniela Fally live, ganz ohne Verzögerung, dafür mit umso mehr Begeisterung.

Meyer schwärmt von "Alex und Kathi"

Staatsoperndirektor Dominique Meyer freute sich nicht nur über die vielen kompetenten ORF-Mitarbeiter, die an den Übertragungen beteiligt seien, und die Ende April geschlossene neue Rahmenvereinbarung, sondern über tolle Gespräche "mit Alex und Kathi". Letztere, ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner nämlich, verriet Rett ihre drei persönlichen Tipps für den Kultursommer: die Salzburger "Salome", die Übertragung des Wettlesens um den Bachmann-Preis und sommerliches Kabarett.

Breit gestreut ist der "ORF-Kultursommer" vor allem geografisch – so überträgt man u.a. aus Grafenegg, Linz ("Klassik am Dom"), Stift Göttweig ("Klassik unter Sternen"), Mörbisch, Baden und Stainz. Neben dem deutlichen Schwergewicht auf Klassik und Oper gibt es aber etwa auch Pop und Rock vom Wiener Donauinselfest oder Jazz aus Saalfelden. Jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr wird FM4 zum "Festivalradio", das neben den großen und kleinen Festivals des Landes auch auf den großen internationalen Festivalbühnen vorbeischaut.

Zum Abschluss des Kultursommers überträgt ORF 3 am 16. September die Premierenvorstellung der "Csardasfürstin" aus der Wiener Volksoper live-zeitversetzt. (APA, 7.6.2018)