Der Verband Alternativer Telekom-Netzbetreiber (VAT) erfindet sich als "Breitband Allianz" neu. Ziel ist die Zusammenarbeit regionaler Anbieter mit eigener Breitbandinfrastruktur sowie des Mobilfunkers "3" (Hutchison), um gemeinsam österreichweit im ländlichen Raum leistungsfähige Internetanschlüsse anzubieten.

Österreich brauche auch im ländlichen Raum Glasfaseranschlüsse zumindest bis zum Gebäude (FTTB) oder noch besser in die Gebäude hinein (FTTH). Derzeit werde aber vor allem der Ausbau nur bis zu Knotenpunkten in besiedelten Gebieten (FTTC) gefördert, die "letzte Meile" werde dann mit Kupferkabeln überbrückt, was vor allem bei längeren Distanzen die Leistungsfähigkeit deutlich senke, kritisiert "3"-Chef Jan Trionow, der Präsident des VAT ist.

Rasche Ausbreitung von Glasfaser statt Qualität

Da in den Ausschreibungsrichtlinien mehr Wert auf die rasche Ausbreitung von Glasfaser als auf die Qualität für den einzelnen Anschluss gelegt werde, werde ein Großteil der Fördermittel nur für Glasfaseranschlüsse größerer Knotenpunkte ausgegeben. Das begünstige die Telekom Austria/A1, die als früherer Monopolist die alten Kupferkabel bis in die Haushalte besitze und betreibe kritisiert Trionow. Etwa zwei Drittel der bisherigen Förderungen gingen an die Telekom Austria. Aus seiner Sicht bietet dieses Modell den angeschlossenen Haushalten und Unternehmen nicht die ausreichende Qualität. Die Förderung habe bisher die Wettbewerbssituation des Ex-Monopolisten noch gestärkt.

Der VAT hat derzeit Energieversorger mit ihren Telekomtöchtern, Landesinfrastrukturgesellschaften, den Festnetzanbieter Colt sowie "3" mit ihrer Festnetztochter Tele2 dabei. Die Partner wollen Anschlüsse bis zu den einzelnen Gebäuden verlegen, ein mögliches Modell sei aber auch, dass die "letzte Meile" für weniger anspruchsvolle Haushalte von "3" über die kommende Mobilfunktechnologie 5G überbrückt wird, so Trionow. "3"" selber wolle keine Glasfasern verlegen.

Abdeckung "relativ gering"

Regional gesehen werden vom VAT die Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol, Steiermark und Burgenland abgedeckt. Wobei Trionow einräumt, dass die Abdeckung derzeit noch je nach Bundesland unterschiedlich aber in Summe "relativ gering" ist. Die VAT-Mitglieder bauen aber derzeit Kapazitäten auf und "wollen schnell weiterkommen", sagte er zur APA. Mit möglichen Partnern in den derzeit nicht umfassten Bundesländern würden Gespräche geführt. Die VAT-Mitglieder wollen ihre Netze für alle offen halten, also auch für die Konkurrenten von "3", A1 und T-Mobile.

Die VAT-Vize-Präsidenten Hannes Kohlmeier (Energie Steiermark Technik GmbH) und Markus Fellhofer (Energie AG Oberösterreich Telekom GmbH) wiesen in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Trionow ebenfalls darauf hin, dass aus ihrer Sicht, die Förderungen derzeit "nicht nachhaltig" vergeben würden, weil die falsche Technologie gefördert werde. Wichtig wäre es, den Glasfaserausbau bis zum Haushalt zu unterstützen. Außerdem kritisierten die beiden hohe bürokratische Hürden beim Breitbandausbau. Ohne Glasfaser gebe es auch keine kommende Mobilfunkgeneration, eigentlich sei 5G "Glasfaserausbau mit Antenne", so Fellhofer.

Am Geld scheitere es nicht

Am Geld scheitert der weitere Ausbau derzeit nicht, so Trionow. Von der Breitbandmilliarde seien bisher 600 Mio. Euro ausgeschrieben und 250 Mio. vergeben worden, es blieben also noch einige hundert Mio. Euro. Außerdem seien die Finanzmärkte bereit, solche Infrastrukturprojekte zu finanzieren. Wichtig sei aber, dass "nicht weiter Geld in Kupferkabel versenkt wird". Langfristig würde ein flächendeckender Ausbau des Glasfasernetzes wohl drei bis fünf Mrd. Euro kosten.

Der VAT ist ein Netzwerkpartner des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI). VAT-Mitgliedsunternehmen sind Colt, Energie AG Oberösterreich Telekom GmbH, Energie Steiermark Technik, FIS OÖ, Stadtwerke Hall in Tirol GmbH, Hutchison Drei Austria, Innsbrucker Kommunalbetriebe AG, kabelplus GmbH, nöGIG und TirolNet. (APA, 6.6.2018)