Kurz vor dem geplanten Gipfeltreffen zwischen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump am 12. Juni verstärkt Russland seine diplomatischen Bemühungen gegenüber Pjöngjang. Außenminister Sergej Lawrow reiste schon am Donnerstag zu einem Kurzbesuch ins Nachbarland, wo er sich als Abgesandter von Kreml-Chef Wladimir Putin betätigte. "Der russische Präsident schätzt die warmen Worte, die Sie in Ihrer Grußadresse anlässlich seiner Wiederwahl für eine neue Amtszeit als Präsident an ihn gesandt haben, sehr hoch ein" und übermittle seinerseits Grüße, sagte Lawrow.

Der russische Chefdiplomat übergab bei seiner Visite nicht nur eine handbemalte Schatulle als Geschenk, sondern auch eine Einladung zu einem Treffen in Moskau. Zugleich versicherte Lawrow Kim die russische Unterstützung beim Bestreben Nordkoreas, die harten Sanktionen wegen des Atomprogramms abzuschütteln.

Das dürfte auch Kim gefreut haben, für den nicht zuletzt die Sanktionen Hintergrund seiner jüngsten Annäherung an den Westen gewesen sein dürften. Der Machthaber seinerseits bekräftigte das Versprechen einer nuklearen Abrüstung. Er wolle das Treffen noch heuer abhalten. Sollte Kim nach Moskau kommen, wäre es die erste Visite des nordkoreanischen Staatschefs in Russland.

Kim beim Staatenbund

2015 sagte er kurz vor Beginn seine Teilnahme an der Siegesparade zum 9. Mai ab. Die schnellste Chance zu einem Treffen böte aber der Gipfel der Shanghai-Organisation, die nächste Woche in der chinesischen Hafenstadt Qingdao tagt. Nordkorea ist nicht Mitglied, Kim könnte aber eine Sondereinladung bekommen.

Moskau zeigt sich mit der Aktivierung des Dialogs entschlossen, seine Interessen auf der Koreanischen Halbinsel fest zu vertreten. Neben politischen Aspekten wiegen auch wirtschaftliche Gründe. So gibt es Pläne einer Transkorea-Bahn und einer Pipeline von Russland nach Südkorea, die dann auch den nördlichen Teil des Landes mit Gas versorgen könnte. Genau solche Pläne will übrigens auch Südkorea durchsetzen – die Vertreter Seouls beschlossen bei einem Treffen mit nordkoreanischen Kollegen am Freitag, ihrerseits die Bemühungen um Infrastrukturausbau zwischen den beiden Staaten "zum Ausbau des Friedens" zu intensivieren.

Dafür braucht es freilich eine Annäherung zwischen Pjöngjang und den USA. Im Vorfeld des geplanten, aber noch immer nicht sicheren Gipfels tagen derzeit in den USA Delegationen. Dabei soll es Fortschritte, aber keinen Deal geben. Nordkoreas Vertreter wollen am Freitag einen Brief Kims an Donald Trump überreichen. (André Ballin aus Moskau, Manuel Escher, 1.6.2018)