HOt-Chef Michael Krammer bei der Pressekonfernez.

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Michael Krammer kann zufrieden sein. Der von ihm 2015 gestartete Mobilfunk-Diskonter Hot zählt mittlerweile über 800.000 Kunden in Österreich, der slowenische Ableger konnte binnen eines Jahres 40.000 Nutzer gewinnen. Zum vergleich: Marktführer A1 zählt rund 5,3 Millionen Kunden. Durch die neuen Datenschutz-Regeln der EU sei sogar die Million in Reichweite. Denn es entstehe ein neuer Markt, weil viele Firmenhandy-Besitzer wegen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ein zweites privates Gerät bräuchten. Laut Kramer verbieten Unternehmen aufgrund der DSGVO vermehrt die Nutzung von Social-Media-Apps wie Facebook oder WhatsApp, weil diese auf die Kontakte zugreifen können.

Krammer erklärt den Erfolg am Mittwoch vor Journalisten damit, dass man neben niedrigen Tarifen als einziger Anbieter auch eine Preisgarantie anbietet. Tarife werden niemals teurer, sondern für alle Kunden besser. Dementsprechend werden nun alle Tarife mit jeweils 1.000 Megabyte für alle Kunden aufgestockt, der Preis bleibt unverändert.

Bei HoT fix bekomme Kunden nun 6 GB LTE Daten, 1.000 Minuten oder SMS zum Preis von 9,90 Euro für 30 Tage. Um 13,90 Euro für 30 Tage gibt es im Tarif HoT fix Plus 8 GB LTE Daten und 1.000 Minuten oder SMS. Und auch der Datentarif HoT data wird angepasst, mit 5 GB LTE Daten zum Preis von 5,90 Euro für 30 Tage.

Überwachungspaket bringt Registrierpflicht

Hot profitiert auch davon, dass man sich in Österreich relativ einfach eine SIM-Karte kaufen kann. Das soll sich ab 1.1. 2019 ändern, dann gilt die von der Regierung in ihrem Überwachungspaket beschlossene Registrierpflicht von Pre-Paid SIM-Karten. Die Daten sollen entweder durch die Vorlage "eines amtlichen Lichtbildausweises" oder mit Hilfe eines "videounterstützten, elektronischen Verfahren" eingesammelt werden, heißt es. Bestandskunden müssen sich registrieren, wenn sie ihr Guthaben aufladen. Bis 1.9. 2018 sollen alle Nutzer bekannt sein. Laut Krammer wird diese Registrierungspflicht Kosten in Millionenhöhe bei den Mobilfunkern verursachen. "Wir bereiten eine Kostenersatzforderung vor", so der Hot-Chef. Er geht davon aus, dass es rund 3,6 Millionen Nutzer anoymer SIM-Karten hierzulande gibt.

Roaming

Das Ende des Roamings innerhalb der EU im Juni des letzten Jahres hat die Handynutzung im Ausland sprunghaft steigen lassen. Bei Hot hat sich die Zahl der verbrauchten Telefonieminuten vervierfacht, die Zahl der SMS verdoppelt und der Datenverkehr erhöhte sich gar um das 19-fache. Allerdings hadert Krammer mit den Gebühren, die sich die Anbieter untereinander bei der Nutzung des Netzes des Mitbewerbers bei Auslandstelefonaten verrechnen. Die Kostenstelle "EU-Roaming" weise einen negativen Deckungsbeitrag auf.

Er fordert, dass die Auslands-Zusammenschaltungsgebühren an jene des Inlands angeglichen werden. Die hohen brancheninternen Gebühren führt er auf das Lobbying der großen, internationalen Telekommunikationsanbieter zurück, die durch ihre globale Aufstellung die eigenen Kosten "von der rechten Tasche in die linke Tasche" schieben würden.Außerdem habe es die EU versäumt, eine überschaubare, einfache Lösung zu schaffen. Nun gäbe es Tarife mit inkludierten Roaming, ohne Roaming oder (in Ausnahmefällen) mit kostenpflichtigem Roaming – oder mit gar keiner Möglichkeit im Ausland zu telefonieren.

Mobiles Internet

Die Übernahme von UPC durch T-Mobile wird bei Hot genau beobachtet. Krammer erinnerte daran, dass bei der letzten großen Übernahme in der Mobilfunkbranche, als "3" seinen Konkurrenten Orange kaufte, die Preise gleich kräftig anzogen. Falls die EU Auflagen für den Deal verhängt, denkt der Diskonter darüber nach, ein Angebot für mobiles Internet an den Start bringen.

Die Pläne liegen aber auf Eis solange die Übernahme von UPC durch T-Mobile nicht abgeschlossen ist. "Wir werden jetzt einmal dieses Verfahren abwarten, schauen was da raus kommt und dann unsere Schlüsse ziehen", sagte Krammer am Mittwoch. (sum)