Der Argentinier Marco Trungelliti ...

Foto: APA/AP/Tarantino

... und Oma Daphne schreiben eine der Geschichten des Turniers.

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Paris – Es ging alles recht flott. Am Sonntag klingelte bei Marco Trungelliti in Barcelona das Telefon. Ob er denn vielleicht Zeit hätte, bei den French Open anzutreten? Der Argentinier dachte nicht lange nach, schnappte seine Ausrüstung, setzte sich samt Bruder, Mutter und Großmutter ins Auto und fuhr Richtung Frankreich. "Oma, wir müssen nach Paris!", soll er gesagt haben. Die Journalistenrunde bei der Pressekonferenz zeigt sich amüsiert.

Lucky Loser, lucky Winner

Der 28-jährige Argentinier hatte in der letzten Runde der Qualifikation verloren, rutschte durch die verletzungsbedingte Absage des Australiers Nick Kyrgios als Lucky Loser kurzfristig ins Hauptfeld. Diese Chance ließ sich die aktuelle Nummer 190 der Weltrangliste am Montag nicht entgehen. Nach reichlich Kaffee, einer zehnstündigen Autofahrt und einem frischen Croissant besiegte er in der ersten Runde den Australier Bernard Tomic in vier Sätzen mit 6:4, 5:7, 6:4, 6:4. "Er ist ganz offensichtlich kein Sandplatzspieler", sagte Trungelliti, der auch in der österreichischen Bundesliga für den UTC Steyr spielt, anschließend über seinen Gegner.

Fragen über Fragen also bei der Pressekonferenz unter dem Dach des Court Philippe Chatrier. Warum er denn nicht nach Paris geflogen sei? "Flüge werden abgesagt." Ob die Autofahrt nicht strapaziös gewesen sei? "Ich bin Argentinier, dort sind solche Distanzen normal." Und was sagt eigentlich Oma Daphne zu dem ganzen Trara? "Sie ist 89 Jahre alt und hat ehrlich gesagt nicht viel Ahnung von Tennis. Als aber alle geklatscht haben, wusste sie, dass ich der Sieger bin."

Barbecue statt Network

Ganz so unbekannt ist der Lockenkopf mit dem Bart und der Baseballkappe in Paris nicht. Er erreicht in Roland Garros bereits zum dritten Mal in Folge die zweite Runde. 2016 schlug er überraschend den kroatischen Topspieler Marin Cilic. "Damals waren aber nicht so viele Leute bei der Pressekonferenz." Trungellitis nächster Gegner ist voraussichtlich am Mittwoch der Italiener Marco Checcinato, die Nummer 72 der ATP-Weltrangliste.

Bis dahin wird seine Geschichte weiter die Runde machen, in den sozialen Netzwerken ist der Argentinier ein Star. "Davon weiß ich nichts. Ich weiß nicht, was die Leute reden. Ich bin dort nicht aktiv. Ich beschäftige mich mehr mit Barbecue. Einer der wichtigsten Gründe für einen Argentinier, am Leben zu sein." (Philip Bauer aus Paris, 29.5.2018)