Helena – Ein rätselhafter Zwischenfall beschäftigt US-Behörden im Bundesstaat Montana: Ein Landwirt hat Mitte Mai nahe der Kleinstadt Denton einen Wolf erschossen, der sich seiner Farm bedrohlich genähert hatte. Das wäre in der Gegend nicht weiter außergewöhnlich. Allerdings stellte sich schnell heraus: Das getötete Raubtier ist gar kein Wolf – aber was dann, konnte bisher nicht geklärt werden.
Ungewöhnliche Merkmale
Herbeigerufene Experten konnten keine eindeutige Zuordnung treffen, wie US-Medien berichteten. Obwohl das Tier an einen Wolf erinnere, seien die Zähne und die Vorderpfoten viel zu klein, die Krallen und die Ohren hingegen von abnormaler Größe, teilten Vertreter des Montana Department of Fish, Wildlife and Parks mit.
"Wir haben keine Ahnung, was für ein Tier das ist, das können nur die Ergebnisse genetischer Untersuchungen zeigen", sagte Behördensprecher Bruce Auchly der "Great Falls Tribune". DNA-Proben seien entnommen und in ein Labor im Bundesstaat Oregon geschickt worden.
Werwolfswahnsinn
Derzeit sei nur klar, dass es sich um ein junges weibliches Exemplar handle, das zur Familie der Canidae zähle. Dazu gehören etwa Füchse, Schakale, Kojoten, Wölfe und Haushunde. Es wäre denkbar, dass es sich um einen Hybriden handelt, sagte Auchly. Der genetische Abgleich sollte auch Kreuzungen ans Licht bringen.
Dem österreichischen Verhaltensbiologen und Wolfsexperten Kurt Kotrschal (Universität Wien) zufolge handelt es sich den Bildern nach am ehesten um einen Wolf-Hund-Hybriden. Es könnte aber auch nur ein Hund sein, sagte Kotrschal zum STANDARD.
Die Experten in den USA erwarten im Lauf der nächsten Wochen erste Antworten aus dem Labor. Selbsternannte Biologen, Pseudowissenschafter und Verschwörungstheoretiker wollen freilich nicht so lange warten: In sozialen Medien kursieren längst "Erklärungen" – sie reichen von Werwolf-Spekulationen über kryptozoologische Behauptungen bis hin zu Vermutungen über geheime Zuchtprogrammen der US-Regierung. Bis Wissenschafter den Fall restlos aufklären können, wird das Rätsel um die "Kreatur von Montana" munter weitergehen. (dare, 27.5.2018)