Ein Glas Wasser und zwei Löffel Salz betreibt die Salzwasserlampe acht Stunden bei einer Leuchtkraft von 80 bis 90 Lumen, was in etwa jener von neun Kerzen entspricht.

Foto: danzer

Der US-Amerikaner Ryan Holmes möchte Erdlingen mit seiner Firma Space VR den Blick auf die Erde aus dem Weltall ermöglichen.

Foto: Standard

Wien – Was die Überlebenstechnik des afrikanischen Nebeltrinkerkäfers, eine salzwasserbetriebene Lampe und die Aussicht eines Astronauten auf die Erde vereint? Zugegebenermaßen: auf den ersten Blick nicht viel. Doch der Konnex findet sich in den glanzvollen Räumlichkeiten der Wiener Hofburg. Dort fand diese Woche zum siebenten Mal das Pioneers-Festival statt – ein fast obligatorischer Treffpunkt für Start-ups, Investoren, Unternehmen und jeden mit Interesse an Digitalisierung und technologischen Entwicklungen. 2500 Besucher pilgerten in das historische Gebäude. 500 Start-ups wurde die Teilnahme (wie bereits im Vorjahr) kostenfrei ermöglicht.

Dass Networking einen der zentralen Punkte dieser Veranstaltung darstellt, ist eine Binsenweisheit. Doch nicht weniger essenziell sind die Firmenpräsentationen der Jungunternehmer und deren Vision der Zukunft. Drei außergewöhnliche Geschäftsideen sollen einen Einblick in das diesjährige Pioneers-Festival geben.

Weltraum

Es ist der Traum jedes potenziellen Weltraumtouristen: ein Blick aus dem All auf die Erde. Der US-Amerikaner Ryan Holmes möchte Erdlingen mit seiner Firma Space VR genau das ermöglichen. Im Herbst soll ein firmeneigener Satellit namens Overview 1 ins All geschossen werden, der anschließend Livebilder aus dem Orbit auf die Erde schickt. Die Mitfluggelegenheit für den Satelliten bietet – wie sollte es anders sein – Elon Musk im Zuge seines Space-X-Raketenprojekts an. Zurück zur Erde: Holmes plant eigene Wassertanks, sogenannte galaktische Weltraumtempel, zu bauen, in denen Menschen das Gefühl der Schwerelosigkeit nachempfinden können. Eine Virtual-Reality-Brille liefert die dazu passenden Bilder von oben.

Eine genaue Preisgestaltung für das Erlebnis gibt es noch nicht. "Zwischen einem und 200 Dollar", sagt Holmes im Gespräch mit dem Standard. Ziel sei es überdies, in jedem Land der Welt mindestens einen derartigen Tempel zu bauen. Und warum das alles? Holmes bezieht sich auf den Overview-Effekt – jenes Gefühl, das Astronauten erleben, wenn sie vom All auf die Erde blicken. "Dieses transzendentale Erlebnis verändert die eigene Wahrnehmung und überhaupt alles. Jeder sollte das erleben", meint Holmes. Der erste Tempel wird beim Burning-Man-Festival in den USA aufgestellt.

Trinkwasser

Wasserknappheit zählt zu den größten Problemen, mit denen die Menschheit zu kämpfen hat. Und die Knappheit nimmt zu. Diesem Problem möchte Jonathan Wisley mit seiner Firma Thinair zu Leibe rücken. Das englische Start-up hat eine Beschichtung für Oberflächen entwickelt, die Luft zum Kondensieren bringt und sich in weiterer Folge in Trinkwasser verwandelt. Das Gerät kann an Werbetafeln, Solarpaneelen oder Häuserwänden angebracht werden und somit Wasser produzieren. Auch eine mobile Version "beispielsweise für Flüchtlinge" soll es geben. Wisley zufolge soll der Prototyp bis zu 2000 Liter zu je zwei Cent herstellen können.

Inspiriert wurden die Londoner vom Nebeltrinkerkäfer aus Namibia. Dank einer speziellen Panzerbeschaffenheit kann das Tier Wasser aus der Luft beziehen. Streckt der Käfer sein Hinterteil im richtigen Winkel in die Luft, bilden sich auf seinem Rücken Wassertropfen und laufen direkt in seinen Mund.

Elektrizität

Millionen Menschen auf den mehr als 7000 Inseln der Philippinen fehlt der Zugang zu Elektrizität. Deshalb greift der Großteil der Menschen auf mit Kerosin betriebene Leuchten zurück. "Das ist gefährlich und teuer", sagt Aisa Mijeno, Mitgründerin von Salt. Gemeinsam mit ihrem Bruder Raphael hat die Philippinerin eine LED-Lampe erfunden, die sich mit Salzwasser betreiben lässt. Ein Glas Wasser und zwei Löffel Salz liefern acht Stunden Licht bei 80 bis 90 Lumen, was in etwa der Leuchtkraft von neun Kerzen entspricht. Die Salzwasserlampe funktioniert überdies mit Meerwasser, was besonders Küstenbewohnern zugutekommt.

Viral Online

"Das Konzept basiert auf elektrochemischen Vorgängen. Im Innenleben ist die Lampe sehr ähnlich aufgebaut wie eine handelsübliche Batterie", erklärt Mijeno. Passend zum 21. Jahrhundert verfügt die Lampe über einen USB-Port. Mijeno selbst ist Umweltingenieurin und arbeitete für Greenpeace, als ihr die Idee kam. (Andreas Danzer, 26.5.2018)