Wolfgang Wagner leitete die "ZiB 2" seit zehn Jahren.

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Anchor Armin Wolf würde sich "eine andere Arbeit suchen, wenn man die Sendung so nicht mehr machen könnte, wie wir sie jetzt machen".

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Heikle Personalien verkündet ORF-General Alexander Wrabetz am liebsten am späten Freitagnachmittag. Die meisten Mitarbeiter sind im Wochenende, bis Montag wird sich der erste Grant gelegt haben. Eine Managementtaktik aus dem vorigen Jahrtausend, auch für Kündigungen und Sparprogramme.

Freitag verstand Wrabetz Grant und Verwunderung über seine Kommunikationspolitik gekonnt aufzubauen: Um 11.30 Uhr rief er die ORF-Mitarbeiter zum ersten "Frei.Talk", einer als vierteljährlich angekündigten Infoveranstaltung "über die Lage unseres Unternehmens und aktuelle Themen".

Die Frage nach den anstehenden Besetzungen ließ – nach ausführlichem medienpolitischem Vortrag zur Bedeutung der Gebühren und anderen ORF-Positionen – nicht lange auf sich warten. Doch Wrabetz beschied den – wohlgemerkt zur Information geladenen – rund 250 erschienenen Mitarbeitern nur, er werde "heute noch" bestellen.

Zutraulich

Ob jemand praktisch ohne Führungs- und Budgeterfahrung den Großteil der TV-Information leiten soll, fragte Armin Wolf den General. Antwort, auch laut Ohrenzeugen: Es komme nicht allein auf Führungserfahrung an, und was man geleistet habe, sondern auch darauf, was man ihm zutraut.

Am späten Freitagnachmittag verkündete Wrabetz sein erstes großes Personalpaket für türkis-blaue Zeiten im ORF: Senderchefs von ORF 1 und ORF 2 werden Lisa Totzauer, bisher Infochefin von ORF 1, und Alexander Hofer, seit gut einem Jahrzehnt Redaktionschef der Seitenblicke. Der Job von TV-Chefredakteur Fritz Dittlbacher wird durch zwei Chefredakteure ersetzt – Wolfgang Geier für ORF 1 und Matthias Schrom für ORF 2, bisher Vizechef und Redakteur in der ZiB-Innenpolitik.

Schrom traut insbesondere auch die FPÖ den Job zu, er gilt als Wunschkandidat der Freiheitlichen, die sich von ihm fair dargestellt fühlen. Schrom steht künftig dem Großteil der Fernsehinformation vor, mit den meisten und den meistgesehenen Infosendungen des Landes, die Zeit im Bild mit Millionenpublikum und die ZiB 2 mit Armin Wolf und Lou Lorenz-Dittlbacher.

Die für kritische Interviews und Beiträge bekannte Sendung verliert nun auch ihr redaktionelles Rückgrat: Wolfgang Wagner, seit 2007 Sendungschef, wird künftig den Report leiten. Das erfuhr die Redaktion des wöchentlichen Politikmagazins nach Infos des STANDARD Freitagnachmittag. Offiziell wird diese nächste ORF-Schlüsselpersonalie erst kommende Woche kundgetan. Wohl mit einigen anderen wie Public Affairs (soll Christine Lackner leiten, früher Bürochefin Richard Grasls als ORF-Finanzdirektor) und Human Resources (Sabine Schuh, sie begann in der Anwaltskanzlei von Stiftungsratschef Norbert Steger (FPÖ)).

"ZiB2"-Schwächung "bizarr"

Die ZiB 2 ist langjähriger Hauptangriffspunkt von Politikern praktisch aller Couleurs. Kanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann etwa wich Wolf über Jahre aus. Steger warf ihm vor, er "schaut bös, wenn ein Blauer bei der Tür hereinkommt". FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache warf ihm via Facebook Lüge und Propaganda vor und widerrief erst nach Wolfs Klage auf seinem Profil und in der Krone.

2015, beim 40-Jahr-Jubiläum der "ZiB 2", warnte Wagner vor Menschen, "die die 'ZiB 2' in den Griff bekommen wollen. Wer die 'ZiB 2' in den Griff bekommen will, macht sie kaputt. Wer die 'ZiB 2' in den Griff bekommen will, schadet dem ORF." Ein neuer Sendungschef könnte das anders sehen – sofern die von Politikern und manchem ORF-Manager wegen der kritischen Interviews und Beiträge mehrfach kritisierte "ZiB 2" weiterhin eine eigene Redaktion hat. Die Sorge machte nach Bekanntwerden von Wagners Bewerbung im ORF die Runde. Wagner erhielt Bei der Abstimmung über die Kandidaten für die "Report"-Führung die meisten Stimmen.

"Bisherigen Ansprüchen genügen"

ORF-General Wrabetz soll nun intern versichert haben, dass der künftige Chef oder die Chefin (ungenannt, aber voraussichtlich intern besetzt), Ausrichtung und Ausstattung der ZiB 2 "dem bisherigen Anspruch genügen" würden. Der Erfolg fußt auch auf einer eigenen Redaktion – die sie etwa zu schwarz-blauen Regierungszeiten 2001 bis 2006 nicht hatte.

ZiB 2-Anchor Wolf sagte zuletzt im Falter-Podcast: "Wenn man die Sendung so nicht mehr machen könnte, wie wir sie jetzt machen, würde ich mir eine andere Arbeit suchen." Jede Idee, die erfolgreiche Sendung zu schwächen, fände er "bizarr und absurd". (Harald Fidler, 25.5.2018)