Jetzt ist schon wieder etwas passiert, und schon wieder ist die FPÖ das Opfer. Da zetern und wettern die Freiheitlichen jahrelang selbstlos gegen das Freihandelsabkommen Ceta, und plötzlich sehen sie sich gezwungen, im Parlament wider Willen für Ceta zu stimmen! Eine Tragödie!

Nicht nur, dass im Volk nun Spottnamen wie Konzern-Heinzi oder Freihandels-Norbert kursieren. Sogar der rechtskundige Krone-Meisterkolumnist Tassilo Wallentin geriet ob des blauen "Wähler-Verrats" so aus dem Häuschen, dass er vor Vokabeln wie "Skandal" und "im höchsten Mass verantwortungslos" nicht zurückscheute. Kein Wunder, dass Hazee eilends ein Krone-Inserat mit seinem blitzblausten Augenaufschlag und dem strahlendsten Lächeln, das die nikotingefärbten Beißerchen noch hergeben, schalten musste, um seine Unschuld zu beweisen.

Schuld daran, dass die FPÖ für Ceta gestimmt hat, ist nämlich "die SPÖ-ÖVP-Regierung mit Christian Kern"! Dies in die Annonce zu schreiben war eigentlich Luxus, denn anzunehmen, die FPÖ sei für irgendetwas verantwortlich, ist nicht nur staatsfeindlich, sondern naturwidrig und ebenso absurd, als nähme man an, ein Apfel, der einem aus der Hand gleitet, fiele nicht zu Boden, sondern flöge himmelan. In Österreich weiß jedes Kind, dass Christian Kern an allem schuld ist. Wenn Johann Gudenus zur Unzeit von Harndrang überrascht wird, wird man nach dem Verursacher nicht lang suchen müssen (Christian Kern!).

Es gibt aber auch Schönes in diesem Inserat zu lesen. Denn während Kern die FPÖ-Abgeordneten mittels Telekinese, Massenhypnose, erpresserischen Gaben von Pizza Calzone und Dauerbeschuss mit willenlos machenden Trottelstrahlen aus seinem Lasergewehr dazu zwang, für Ceta zu stimmen, hatten manche von ihnen noch die Geistesgegenwart, diesem Vertragsmonster im letzten Moment die Giftzähne zu ziehen. Heldenhafte letzte Worte ("Schmeiß her die Kobra, I reiß eahra die Giftzehnd aus!") durchschwirrten den Plenarsaal des Parlaments. Bravo!

Und nicht genug damit. Denn Hazees beste Botschaft kam erst: Ceta hin, Ceta her, die Regierung wird nicht müde, all diese vermaledeiten Illegalen und Straffälligen dorthin zurück zu expedieren, wo der Pfeffer wächst! Alles muss raus, alles wird gut. Dafür sollten wir ein wenig ausländische Konzerngerichtsbarkeit getrost in Kauf nehmen. (Christoph Winder, 25.5.2018)