Der nationale Dialog zwischen Regierung und Opposition in Nicaragua wurde vorerst ausgesetzt.

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Managua – Der Vermittlungsversuch der Kirche zur Überwindung der Krise in Nicaragua ist vorerst gescheitert. Der nationale Dialog wurde ausgesetzt, da sich Regierung und Opposition nicht auf eine gemeinsame Agenda einigen konnten, wie die Bischofskonferenz des mittelamerikanischen Landes am Mittwoch nach achtstündigen Verhandlungen mitteilte.

Bei den Gesprächen sollte nach Massenprotesten mit dutzenden Toten eine nationale Versöhnung auf den Weg gebracht werden. Die Regierung lehnte es bei dem Treffen mit der Opposition aber ab, Verhandlungen über vorgezogene Präsidentschaftswahlen in diesem Jahr auf die Tagesordnung zu setzen.

Neue Proteste

Nordwestlich der Hauptstadt Managua kam es unterdessen zu neuen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Mindestens zehn Demonstranten, die in der Stadt Leon eine Sitzblockade errichtet hatten, wurden verletzt, wie das Rote Kreuz am Mittwoch mitteilte.

Seit Beginn der Massenproteste in Nicaragua Mitte April wurden nach Angaben der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH) 76 Menschen getötet und mehr als 800 weitere verletzt. Die Wut der Demonstranten hatte sich zunächst gegen Pensionseinschnitte gerichtet, die Präsident Daniel Ortega angesichts des Widerstands schon bald wieder zurückzog.

Der Unmut der Demonstranten richtet sich inzwischen aber auch generell gegen den autoritären Regierungsstil Ortegas und seiner Ehefrau, Vizepräsidentin Rosario Murillo. Der 72-jährige Politiker der Nationalen Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN) und ehemalige Guerillakämpfer regiert Nicaragua seit elf Jahren. (APA, 24.5.2018)