Obwohl das Assad-Regime dabei ist, die Kontrolle über den gesamten Raum Damaskus wiederzuerlangen, und nun gute 50 Prozent des syrischen Territoriums kontrolliert: Vorbei ist der Krieg noch lange nicht. Aus Yarmouk im Süden der Hauptstadt zogen IS-Kämpfer und ihre Familien im Rahmen eines Deals mit der Regierung zu Wochenbeginn ab, bei Palmyra gab es fast zeitgleich einen IS-Angriff auf einen Checkpoint mit dutzenden Toten. Das mögen letzte Zuckungen des "Islamischen Staats" (IS) sein, aber auf der anderen Seite stehen eine überdehnte syrische Armee und ihre Hilfstruppen.

Völlig ungelöst ist die Frage, wie es im Gebiet um Idlib weitergehen soll. Es ist zum Rückzugsort für Rebellen geworden: Sie sind etliche Tausend – aber mit ihnen sitzen hunderttausende Zivilisten fest. Und im ganzen Land können Millionen Binnenflüchtlinge, schon gar nicht jene aus dem Ausland, nicht in ihre Heimatorte zurück: zumindest teilweise, weil ihre Rückkehr politisch gar nicht erwünscht ist, aber auch, weil nur Ruinen auf sie warten.

USA und EU werden ihr Engagement in Syrien daran knüpfen, dass das Ende der Assad-Herrschaft absehbar sein muss. Das klingt politisch logisch: Vielleicht kann man mit wirtschaftlichen Mitteln erreichen, was die Rebellen nicht geschafft haben. Aber es wird lange dauern. Und auch dieser Krieg wird auf dem Rücken von ganz normalen Menschen ausgetragen werden. (Gudrun Harrer, 23.5.2018)