Ein Pastor der First Baptist Church in Palo Alto beklagt die Untätigkeit der reichen Nachbarn.

Foto: First Baptist Church Palo Alto

Die Stadt Palo Alto im Silicon Valley sei ein "elitäres Nest des Hasses", die dortigen Initiativen für soziale Gerechtigkeit pure "Heuchelei": Mit derart drastischen Worten bedachte Gregory Stevens, selbst Pastor in Palo Alto, seine Gemeinde. Er trat nun nach Protesten von Einwohnern zurück, um Schaden von seiner Kirche, der First Baptist Church, abzuwenden.

"Ghetto von Macht und Reichtum"

Stevens bleibt jedoch bei seiner Botschaft. "Palo Alto ist ein Ghetto von Macht, Reichtum und elitärem Liberalismus", sagt er zum "Guardian". Die "unglaubliche Einkommensungleichheit und die Ignoranz gegenüber tatsächlicher sozialer Gerechtigkeit" sei "furchteinflößend", so Stevens.

Initiativen gegen Obdachlose

Er nennt etwa Initiativen seiner Stadt, die ein stärkeres Vorgehen gegen Obdachlose fordern. Während Tech-Millionäre das Leben in ihren Villen genießen, setzten sie sich laut Stevens dafür ein, dass Menschen, die in ihren Autos schlafen müssen, dafür bestraft werden.

Die reichen Nachbarn seiner ehemaligen Kirche hätten es sich locker leisten können, "alle Obdachlosen in Palo Alto zu ernähren" und ihnen Unterkunft zu bieten. Es sei sehr schwierig, inmitten von Reichtum und Macht die christliche Botschaft zu verbreiten, so Stevens. Als Negativbeispiel nennt er Facebook, dessen Campus in Menlo Park dafür sorgte, dass sich die schwarze Minderheit die umliegenden Wohnungen nicht mehr leisten konnte.

Heftige Debatten

Stevens' Predigten und Tweets sorgen im Silicon Valley nun für heftige Debatten. Sie berühren eine der größten Kontroversen in der Tech-Szene, nämlich die Gentrifizierung. Während die Gehälter von IT-Arbeitern weiter steigen, verarmen andere Bevölkerungsschichten, da sich die Preise von Lebensmitteln, Dienstleistungen und Mietwohnungen oft am Budget von Programmierern und Entwicklern orientieren.

Google, Facebook und Apple stehen deshalb regelmäßig in der Kritik. So gab es immer wieder Attacken auf die privaten Busse der Unternehmen, die Arbeiter zum Firmengebäude bringen. Zuletzt protestierten etwa Studenten gemeinsam mit Obdachlosen gegen horrende Mietpreise. (red, 23.5.2018)