Josef Wessely (1814–1898), einer der drei Begründer des Österreichischen Reichsforstvereins, vieldekorierter Forstexperte, Herausgeber der Österreichischen Monatsschrift für Forstwesen, von vielen als "Vater der österreichischen Forststatistik" geschätzt, macht in seinem epochalen Werk "Die österreichischen Alpenländer und ihre Forste" (1853) Beobachtungen zum Verhältnis von Politik, Recht, Wirtschaft und Forstzustand, die bis heute lehrreich sind. Allerdings nicht direkt: Wie so oft vermittelt die Geschichtswissenschaft ihre Einsichten nicht bei oberflächlicher Betrachtung, sondern bei für Details aufmerksamem, geduldigem Studium.
Gewinnsüchtige Holzhändler, bestechliche Kirche
Nachhaltigkeit braucht Maßnahmen gegen Korruption und Kartelle
Wessely macht es sich leicht: Es sind die gewinnsüchtigen Holzhändler, die in der Wahl ihrer Mittel wenig zimperlich, zur Waldverwüstung führen. Die Forstgeschichte hat in den letzten Jahrzehnten herausgearbeitet, dass sich die Forstwirte des 19. Jahrhunderts als Experten profilierten, indem sie Missstände anprangerten, für die das durch sie professionalisierte Waldmanagement dann die Lösung war. Sie hatten als Expertengemeinschaft sozusagen durchaus Interesse, die Probleme überdeutlich zu machen und bei anderen Gruppen als sich selbst zu suchen.
Doch Wesselys Einsicht in systemische Zusammenhänge, die zu Waldverwüstung führen, kann als valide Beschreibung von Mechanismen gelten, die heute eher im globalen Süden zu finden sind, aber immer noch ähnlich funktionieren. Seine Einsicht, dass rechtsstaatliche Verhältnisse, Maßnahmen gegen Kartellbildung und gegen Korruption wichtige Grundlagen eines nachhaltigen, langfristig tragfähigen Umgangs mit natürlichen Ressourcen sind, wird man auch aus heutiger Sicht nur zustimmen können. (Verena Winiwarter, 28.5.2018)
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