Bild nicht mehr verfügbar.

Ante Rebic traf zwei Mal für die Eintracht.

Foto: REUTERS/Michael Dalder

Bild nicht mehr verfügbar.

Der Pokalsieg war das Resultat.

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

Berlin – Niko Kovac hat Jupp Heynckes in einem dramatischen Pokalfinale den Pensionseintritt vermiest und Eintracht Frankfurt zum Abschied sensationell den ersten Titel seit 30 Jahren geschenkt. Der Trainer entzauberte seinen künftigen Verein Bayern München beim 3:1 (1:0) im 75. Cup-Endspiel mit Hilfe der goldenen Doppel-Torschützen Ante Rebic. Die enttäuschenden Bayern verpassten das geplante Double-Servus für Heynckes.

Rebic traf aus einem Konter zum 2:1.
Foto: APA/AFP/dpa/SEBASTIAN KAHNERT

Kovac führte die Eintracht mit dem fünften Pokalsieg der Klubgeschichte, dem ersten seit 1988, in die Europa League. Es war das von Sportvorstand Fredi Bobic ersehnte "Hollywood-Ende" für den Coach nach etwas über zwei Jahren in Frankfurt – dank Rebic, der in der 11. bzw. 82. Minute traf und als Spieler des Spiels ausgezeichnet wurde. Mijat Gacinovic (90.+6) sorgte für die Entscheidung. Robert Lewandowski (53.) hatte zwischenzeitlich für die Bayern, bei denen David Alaba durchspielte, ausgeglichen.

Seltene Bayern-Niederlage

Der große Heynckes dagegen verließ die große Bühne trotz der 28. Meisterschaft als Verlierer, wie zuvor bereits im Halbfinale der Champions League. Für die Bayern, die erstmals seit März 2010 gegen die Hessen verloren, war es im 22. Cup-Finale erst die vierte Niederlage nach 1985, 1999 und 2012.

"Ein Kompliment an diese Mannschaft. Alle haben gesagt, dass wir aus dem Stadion geschossen werden. Aber wir haben Herz gezeigt und Bayern aus dem Stadion geschossen", sagte Kevin-Prince Boateng.

Eintracht aggressiv

Heynckes und Kovac, der von den Eintracht-Fans mit Pfiffen bedacht wurde, begrüßten sich vor 74.322 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion mit einer herzlichen Umarmung und kurzem Plausch. Auf dem Platz ging es weniger freundschaftlich zur Sache. Die Eintracht versuchte dem Favoriten mit giftiger Zweikampfführung den Schneid abzukaufen. Dazu überraschte Kovac mit seiner Aufstellung ohne echten Stürmer, Kevin-Prince Boateng gab wie Mitte April in Leverkusen (1:4) den "Neuner". Eine Mauertaktik war dies freilich nicht, der Underdog begann mutig.

Bild nicht mehr verfügbar.

Robert Lewandowskis Freistoß drehte sich an die Querlatte.
Foto: REUTERS/Axel Schmidt

Die erste große Chance aber hatten die Bayern, als Lewandowski mit einem Freistoß von der Strafraumgrenze die Latte traf (8.). Nur drei Minuten später der Schock für die Roten: Rebic, der schon im Vorjahresfinale gegen Dortmund (1:2) getroffen hatte, luchste dem schlampigen James den Ball ab und sprintete in Mittelstürmer-Position. Dort bediente ihn Boateng mustergültig, Bayern-Torwart Sven Ulreich war beim satten Abschluss ohne Abwehrchance.

Bayern lässt Chancen aus

Kapitän Manuel Neuer, der wie erwartet erstmals seit seinem Fußbruch im September auf der Bank saß, sah in der Folge machtlos zu, wie seine Kollegen anrannten. Kapitän Thomas Müller (17./33.), Joshua Kimmich (24.) und Lewandowski (25.) vergaben in einer zunehmend hitzigen Begegnung beste Gelegenheiten. Die cleveren Frankfurter Balldiebe verlegten sich auf Konter, ihre Nadelstiche saßen aber selten.

Bild nicht mehr verfügbar.

Noch-Eintracht-Coach Niko Kovac konnte sich mit seinen künftigen Schützlingen bekanntmachen.
Foto: Reuters/Hannibal Hanschke

Kurz vor der zweiten Halbzeit brannten beide Fanlager umfangreich Pyrotechnik ab, der Anpfiff verzögerte sich dadurch um einige Minuten. Im Berliner Feuer-Nebel drängten die Bayern weiter auf das 1:1, bis Lewandowski sie nach Kimmichs Hereingabe und Müllers klugem Durchlassen erlöste. Der Pole hatte Glück, dass Omar Mascarell den Ball abfälschte.

Eintracht legt nach

Wer geglaubt hatte, dass die großen Bayern die Eintracht jetzt überrennen würden, sah sich getäuscht. Frankfurt steckte den Rückschlag schnell weg und traute sich weiter was zu, Ulreich hatte gut zu tun. Bei den Bayern köpfte Mats Hummels an die Latte (80.), dann schockte Rebic nach der ersten Videobeweis-Entscheidung in einem DFB-Pokalfinale mit seinem zweiten Treffer den Favoriten und schoss die Eintracht ins Glück. Schiedsrichter Felix Zwayer musste den Treffen wegen eines unabsichtlichen Handspiels eines Eintracht-Akteurs am TV-Bildschirm unter die Lupe nehmen, ließ das Tor nach genauer Überprüfung aber gelten.

Bild nicht mehr verfügbar.

Bayern reklamierte mit aller Vehemenz Elfmeter.
Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

In der Nachspielzeit verwehrte Zwayer den Münchnern nach Videostudium einen möglichen Elfmeter, als Boateng Javi Martinez bei einem Klärungsversuch am Fuß traf. Nach dem anschließenden Eckball sorgte Gacinovic für die Entscheidung, als Ulreich stürmte und sein Tor verlassen hatte. (sid, red, 19.5.2018)