Es gab Zeiten, da hat der Seehofer Horst a richtige Freud' gehabt mit der Josefa Schmid. Fleißig, engagiert, oft im bunten Dirndl, noch dazu a fesche Person – solche Frauen mögen sie in der CSU. Doch mittlerweile rollt nicht nur der CSU-Chef und Innenminister mit den Augen, wenn er den Namen der 44-jährigen Beamtin aus dem niederbayerischen Viechtach hört, sondern auch viele in der CSU.

Es ist ein bisserl so wie damals, als Landrätin Gabriele Pauli Edmund Stoiber das Leben schwermachte. Schmid erklärt, Seehofer habe schon viel früher vom Asylmissbrauch in Bremen Bescheid gewusst, als er behauptet.

Deshalb steht sie derzeit im Fokus, was sie nicht schmerzt. Denn Schmid mag die große Bühne, da sie auch noch singt, was ihr die Bezeichnungen "singende Bürgermeisterin" und "Bayerwald-Beyoncé" eingebracht hat. Allerdings hält sich beim Gesang nicht nur so mancher CSUler die Ohren zu, wohingegen Höflichere murmeln: Es gibt halt verschiedene Geschmäcker.

Josefa Schmid

Nach eigenen Angaben beherrschte Schmid schon im Kindesalter zehn Instrumente. Doch es sollte zunächst ein solider Beruf her, also studierte sie Jus und Politologie, machte einen Abschluss in Finanzwirtschaft und ging als Beamtin zum Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

In die CSU trat Schmid 1995 ein, sie engagierte sich im Landkreis Regen, doch irgendwie fühlte sie sich von der Partei nicht genug wertgeschätzt. Also kandidierte sie 2008 bei der Bürgermeisterwahl in dem Örtchen Kollnburg trotz CSU-Mitgliedschaft für die Freien Wähler und gewann. Seither ist sie ehrenamtliche Bürgermeisterin.

Bei der Landratswahl 2011 trat sie wieder nicht für die CSU an, sondern mit einer eigenen Liste. Die CSU enthob sie daraufhin ihrer Ämter, Schmid fand bei der FDP eine neue Heimat und will im Herbst für sie in den Landtag.

Wie man Schlagzeilen bekommt, weiß Schmid: Sie bewarb sich für eine Castingshow von Dieter Bohlen, veröffentlichte ihre Cover-Version von Weus'd a Herz hast wie a Bergwerk ohne Erlaubnis von Rainhard Fendrich und wollte 2006 im Bikini ins Penthouse, was aber nicht gelang.

Josefa Schmid

"Ich habe damals meine weiblichen Waffen eingesetzt, um im Männergeschäft der Politik zu provozieren", sagte sie, würde das heute aber nicht mehr tun. Denn nun hat sie andere Ziele: ein höheres politisches Amt als das der Ortschefin und ein Vertrag mit einem großen Plattenlabel. (Birgit Baumann, 18.5.2018)