Jede Wette, dass Sie das neue E-Klasse-Cabrio von Mercedes-Benz nur ganz selten so sehen werden wie hier im Bild. Gemeint ist nicht die Ansicht von der Seite, das geht sich bestimmt aus. Gemeint ist: so komplett offen. Dach offen, Fenster offen, kein Windschott, kein Windabweiser über der Frontscheibe. Die warme Luft, die man als Airscarf aus den Kopfstützen strömen lassen kann, die sieht man eh nicht.

Allein das fast schwarze Grün macht es unmöglich, nicht von diesem 333-PS-Cabrio begeistert zu sein.
Foto: Guido Gluschitsch

Nein, das E-Klasse-Cabrio ist gar nicht so weichgestreichelt, wie sich das in den ersten Zeilen vielleicht liest. Ganz im Gegenteil, es ist ein tadelloses Cabrio.

Elegent und trotzdem ein bisserl protzig.
Foto: Guido Gluschitsch

Aber wenn man seiner Liebsten bei 200 in einem falschen Anflug von Euphorie zuflüstert, dass sie eine neue Handtasche bekommt, und dabei das Dach geschlossen hat, wird man mit ihr nie wieder ganz offen fahren dürfen. So leise ist er geschlossen.

In dem Auto kann man sich leicht einmal verplappern.
Foto: Guido Gluschitsch

Ist alles offen, zieht es nicht nur wie in einer Vogelsteige, sondern man kann auch laut Peter-Alexander-Lieder singen, ohne dass es jemanden stören wird. Macht man nur das Windschott zu und hebt die Fenster an, hat man über sich immer noch den Himmel, aber kein Windhauch zerrt am Haar, und leise ist es auch fast, wie es sich im Benz gehört.

Sogar die Schalllöcher sind schön.
Foto: Guido Gluschitsch

Wir sind immer offen gefahren. Weil es das Wetter erlaubt hat. Und nicht nur falsche Versprechungen, verfehlte Töne, sondern auch peinliches Winseln wird auf einmal unhörbar, wenn die 333 PS ihren Dienst antreten und aus dem sehr schmucken Cabrio eine moderne, luxuriöse Raum-Zeit-Maschine machen.

Die Raum-Zeit-Maschine von hinten.
Foto: Guido Gluschitsch

Apropos Raum: Der drei Liter große V6 klingt schon einmal wie ein Motor, der in so ein Auto gehört. Satt, aber nicht aufdringlich und schon gar nicht laut. Zudem entwickelt das Aggregat eine Kraft, die auch mit den fast zwei Tonnen der offenen E-Klasse leichtes Spiel hat. Gerne cruist man bei niedrigen Drehzahlen, aber wenn es einmal pressiert, dann fehlt einem auch nichts.

Drei Liter Hubraum hat der V6, obwohl er E 400 heißt.
Foto: Guido Gluschitsch

Wie auch sonst nichts fehlt. Das Dach lässt sich bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h elektrisch öffnen und schließen. Das dauert so um die 20 Sekunden und ist eine recht imposante Vorstellung. Als wollte der Benz damit die Passanten beeindrucken.

Die Scheibenwaschanlage einschalten, obwohl der Deckel unten ist? Kein Problem beim Testwagen.
Foto: Guido Gluschitsch

Wirklich beeindruckend ist aber, dass die Windschutzscheiben-Wisch-Wasch-Anlage jeden Tropfen Wasser, den sie aufträgt, sofort wieder einsammelt und auf wundersame Weise wieder verschwinden lässt.

Das Cockpit.
Foto: Guido Gluschitsch

Nicht minder elegant ist der Innenraum mit den zwei Bildschirmen, den wir eh von der bedachten E-Klasse kennen. Die fette Anlage macht übrigens auch noch auf Konzertsaalstimmung, wenn man offen auf der Autobahn unterwegs ist. Dabei wäre das ja gar nicht unbedingt notwendig, denn wirklich offen wird der Wagen, wie bemerkt, eh nie gefahren. Weil, wenn man erst einmal so weit ist, dass man sich so ein Cabrio leisten kann, steht man anscheinend nicht mehr so auf Zugluft. (Guido Gluschitsch, 22.5.2018)

Foto: Guido Gluschitsch