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Nashornweibchen Victoria im Zoo von San Diego.
Foto: AP/Tammy Spratt/San Diego Zoo Global

San Diego – Künstliche Befruchtung ist bei der Nachzucht von Tieren in Gefangenschaft gang und gäbe – bei manchen Arten will sie aber nicht so recht klappen. Breitmaulnashörner sind so ein Sorgenkind – entsprechend groß war nun die Freude im Zoo von San Diego, nachdem die Behandlung beim Nashornweibchen Victoria angeschlagen hat.

Der Eingriff wurde Ende März durchgeführt, und nun steht es fest, dass Victoria trächtig ist. Die Trageperiode kann bis zu 18 Monate dauern. Mit dem Rhino-Baby wäre also erst im Sommer 2019 zu rechnen. Die Leiterin der zuständigen Abteilung, Barbara Durrant, sprach von einem "historischen Ereignis" für das Institut.

Blick auf die nördliche Population

Die Freude hat aber nur zum Teil mit Victoria selbst zu tun. Victoria gehört zur Unterart des Südlichen Breitmaulnashorns, dessen Bestände mit einigen zehntausend Tieren nicht unmittelbar gefährdet sind. Es gibt jedoch noch das Nördliche Breitmaulnashorn, und da sieht die Lage vollkommen anders aus.

Das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn der Welt war im März in Kenia gestorben. Der 45 Jahre alte Sudan musste in einem Wildtierreservat eingeschläfert werden. Nach Sudans Tod gibt es weltweit nur noch zwei Tiere dieser Unterart des Breitmaulnashorns, Sudans Tochter und Enkelin. Mithilfe künstlicher Reproduktion versuchen Wissenschafter, unter anderem am Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), den Fortbestand zu sichern. Das hat bisher nicht geklappt – der Fall Victoria zeigt aber, dass es theoretisch möglich sein müsste.

Die Hoffnung lebt

Forscher hoffen, dass sie einmal mit moderner Stammzellentechnik das Nördliche Breitmaulnashorn vor dem Aussterben bewahren können. In Genbanken in San Diego und Berlin wird das Erbgut von einem Dutzend Nördlicher Breitmaulnashörner aufbewahrt. Als Nashorn-Leihmütter könnten dann Südliche Breitmaulnashörner eingesetzt werden.

Die Hoffnung ist zwar klein, aber nicht ganz unrealistisch: Ende des 19. Jahrhunderts stand nämlich das Südliche Breitmaulnashorn unmittelbar vor der Ausrottung. Die heutigen etwa 20.000 Tiere gehen allesamt auf nur zehn Exemplare zurück, die man damals in Südafrika entdeckt hatte. (red, APA, 18. 5. 2018)