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Über Swift werden keine Gelder versendet. Das System ermöglicht seit den 1970er-Jahren die sichere grenzüberschreitende Übermittlung von Nachrichten zwischen Banken.

Foto: REUTERS/Chris Helgren

In dem Tauziehen zwischen den USA und der EU rund um die Iran-Sanktionen spielt ein Unternehmen in der belgischen Stadt La Hulpe wohl die allerwichtigste Rolle. In der kleinen Gemeinde befindet sich die Zentrale des Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication (Swift). Swift ist das größte und weltweit bedeutendste Finanznetzwerk, mit dessen Hilfe Banken internationale Geldüberweisungen tätigen können.

Garantierte Kommunikation

Über Swift werden keine Gelder versendet. Das System ermöglicht seit den 1970er-Jahren die sichere grenzüberschreitende Übermittlung von Nachrichten zwischen Banken. Wenn ein Kunde 1.000 Euro von Wien nach Teheran, Delhi oder Peking überweisen will, werden die involvierten Banken via Swift von der anstehenden Transaktion informiert. Swift garantiert die Kommunikation zwischen zwei oder mehr Banken.

Wenn die Kreditinstitute direkte Beziehungen unterhalten, also gegenseitig über Konten verfügen, wird parallel dazu das Geld auf das Empfängerkonto transferiert. Gibt es solche direkten Beziehungen nicht, sucht das Swift-System eine Partnerbank, über die der Transfer laufen kann.

In der EU gibt es mit Sepa ein eigenes System. Über Swift sind aber in 200 Ländern gut 11.000 Banken miteinander verbunden.

Zentrale Rolle

Swift spielt eine zentrale Rolle bei den Iran-Sanktionen; 2012 wurden die iranischen Banken von Swift abgetrennt. Das war eine Folge der Strafmaßnahmen der EU und der USA gegen den Iran, nachdem das Land ein illegales Atomprogramm betrieben hat. Diese Maßnahme war ein schwerer Schlag für Teheran. Ohne Swift sind internationale Geldüberweisungen nahezu unmöglich, es sei denn, es werden Geldkoffer getauscht. Im Jänner 2016 wurde der Iran als Folge des Atomdeals wieder an Swift angeschlossen.

Nun, da die USA die Sanktionen im Alleingang in Kraft setzen, gerät Swift zwischen die Stühle. Die US-Sanktionen gelten auch für ausländische Finanzdienstleister, die Geschäfte mit dem Iran machen. Swift drohen also in den USA Strafen, wenn das Unternehmen den Iran nicht vom Netz nimmt. Zugleich will das die EU nicht zulassen. Was geschieht also? Bei Swift ist man ratlos: "Da es keine entsprechende Änderung der EU-Rechtsvorschriften gab, werden wir uns natürlich mit den Behörden der EU und der USA beraten und um Klärung bitten", heißt es auf STANDARD-Anfrage.

Sollte Swift den US-Vorgaben folgen, hätte das globale Folgen. Auch Händler in Indien oder China hätten Schwierigkeiten, Öl im Iran einzukaufen. Es gab in der Vergangenheit immer wieder Überlegungen diverser Länder, ein eigenes Finanznetzwerk zu schaffen – bisher ohne Erfolg. (András Szigetvari, 18.5.2018)