Bukarest – Lucian Pintilie, der Rebell des rumänischen Theaters und Films, ist am Mittwoch im Alter von 84 Jahren in Bukarest gestorben. Das berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax unter Berufung auf den Sprecher des Krankenhauses Elias, wo der Regisseur bis zuletzt in Behandlung war.

Pintilie gilt als wichtige Bezugsfigur für die junge Generation rumänischer Filmemacher um Cristian Mungiu und Cristi Puiu. Geboren wurde Pintilie am 9. November 1933 in Tarutino bei Odessa – das damals zu Rumänien gehörte und heute zur Ukraine. Furore machte in Rumänien 1968 sein Film "Reconstituirea" ("Die Rekonstruktion"), eine schwarze Kriminal-Tragikomödie, in der Machtmissbrauch und Inkompetenz lächerlich gemacht werden. Der Film wurde umgehend vom damals kommunistischen Regime verboten. Diese Arbeit gilt als Klassiker der rumänischen Filmgeschichte.

Regimekritik

Einen Skandal brachte auch Pintilies Inszenierung des "Revisor" von Nikolaj Gogol im Jahr 1972 am Bukarester Bulandra-Theater, wegen der vielen eingearbeiteten regimekritischen Anspielungen. Nach wenigen Vorstellungen, die das Publikum aus Begeisterung stehend verfolgte, wurde die Aufführung verboten und der Theaterdirektor Liviu Ciulei (1923-2011) wurde abgesetzt.

Neben zahlreichen Theaterinszenierungen, darunter auch in den USA, drehte Pintilie elf Spielfilme. Sieben dieser Filme entstanden nach dem Fall des Kommunismus 1989 in rumänisch-französischer Koproduktion. Ausgezeichnet wurden darunter "Le Chêne" ("Die Eiche", 1992) mit dem Preis der Europäischen Filmakademie für die Hauptdarstellerin Maia Morgenstern, sowie "Terminus Paradis" (1996), der den Spezialpreis der Jury beim Filmfestival von Venedig bekam. (APA, 17.5.2018)