Natürlich ist man am Tag der klerikalen Angelobung geneigt, den Auserwählten in den Himmel zu loben. Der scheidende Kärntner und künftige St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz sei weithin bekannt als Mann des Konsenses – unprätentiös und diplomatisch. Jetzt mag man dem 65-Jährigen diese Eigenschaften nicht absprechen, und doch hat es in den Kärntner Amtsjahren auffallend viele Situationen gegeben, in denen der Heiligenschein deutlich weniger gestrahlt hat.

Für kirchliche Verhältnisse ungewöhnlich offen wurden, immer wieder auch von hohen Würdenträgern der Diözese Gurk-Klagenfurt, insbesondere Schwarz' autoritärer Führungsstil, dessen Personalentscheidungen und die Kommunikation des Bischofs mit den Kirchengremien scharf kritisiert.

Feuer am Kirchendach

Dass regelmäßig Feuer am Kirchendach war, zeigte sich auch im Abgang langjähriger Mitarbeiter. Wenn der Bischofssekretär nach 26 Jahren entnervt den Job hinschmeißt und der Generalvikar über Nacht zum Stiftspfarrer degradiert wird, lässt das nicht gerade auf ein Übermaß an Harmonie im Haus des Oberhirten schließen.

Ein weiterer Beleg für die mitunter schwierige Situation im Kärntner Bischofshof sind die zahlreichen anonymen Briefe, die aus offensichtlich gut informierten Kirchenkreisen mit ungewohnter Regelmäßigkeit an die Nuntiatur geschickt wurden. Bischof Schwarz wählte heuer einen gleichermaßen ungewöhnlichen wie kirchenintern höchst umstrittenen Weg: Um "Schwachstellen in der Diözese" auszumachen, engagierte er den ehemaligen Verfassungsschutz-Chef Gert-René Polli. Dieser sorgte aber letztlich für neuerliche Irritation, als er angab, im Auftrag der Nuntiatur und nicht des Bischofs zu arbeiten.

Innerkirchlicher Friede

Die klerikale Zukunft in der Diözese St. Pölten könnte also spannend werden: Ein Bischof mit einer durchaus heiklen Vorgeschichte übernimmt eine Diözese mit einer noch heikleren Vorgeschichte. Eine Mischung, die explosiv ist. Dem scheidenden Bischof Klaus Küng ist es nach der skandalträchtigen Ära Kurt Krenn gelungen, den innerkirchlichen Frieden wiederherzustellen.

Küng hat sich zwar im direkten Umgang mit den Schäfchen stets schwergetan und galt nach außen als spröder Opus-Dei-Hardliner. Zumindest hat er es aber geschafft, Gräben in den Führungsgremien zuzuschütten und das einstige Kloster der Sünde wieder auf Linie zu bringen. Um diesen Weg konsequent weitergehen zu können, braucht es viel bischöfliches Fingerspitzengefühl. Und vor allem ein Miteinander auf Augenhöhe. Ohne schwarzzumalen: Man darf gespannt sein, ob der neue St. Pöltner Bischof bereit ist, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. (Markus Rohrhofer, 17.5.2018)